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Das Problem mit dem eigenen Tellerrand

In letzter Zeit stolpere ich ständig über Informationen, die mir vor Augen führen, wie sehr man sich doch in seiner eigenen Sozialisierung bewegt. Über die beiden jüngsten Beispiele will ich jetzt kurz was sagen. Da wäre zum Einen das Blog niemehrschule, in dem Teacher die Frage nach der Pubertät stellt. Durch Zufall ergab sich beim Teacher, dass die Pubertät in Österreich und Deutschland zwar gerne als Generalentschuldigung benutzt wird, dies aber zum Beispiel in Frankreich nicht der Fall zu sein scheint. Hatte ich mir vorher nie Gedanken drüber gemacht, so sehr bin ich in diesem „Daran ist die Pubertät Schuld“-Denken drin.1

Ein anderes Beispiel gab es letzten Freitag in einem Pädagogikseminar. Das Seminar befasst sich mit historischen und aktuellen Problemen des deutschen Bildungssystems. Viele Referate, gegliedert nach Bundesländern. Die bisherigen Referate beschränkten sich zwar leider darauf aufzuzeigen, wie das Schulsystem im jeweiligen Bundesland aussieht, aber auch dabei kann man was lernen. Bisher war mir bewusst, dass in Deutschland das dreigliederige Schulsystem vertreten wird, die einzelnen Schulen in verschiedenen Bundesländern aber immer etwas anders heißen und dass es verschiedene Übergangsformen zwischen den Schulen und unterschiedliche Verweildauern auf bestimmten Schulen gibt. Was mir aber nicht bewusst war, war die Sache mit der Hauptschule.
Ich selbst komme aus Niedersachsen und studiere in Sachsen-Anhalt. Beiden Bundesländern ist gemein, dass die Hauptschule einen extrem schlechten Ruf genießt. Wer die Hauptschule besucht/nur einen Hauptschulabschluss besitzt, der kann sich eigentlich von einer Zukunft verabschieden und sollte schonmal das Ausfüllen des Hartz-IV-Antrages üben.2 Am Freitag war nun das Schulsystem in Bayern dran und der Dozent meinte, dass dieser Ruf in Bayern eben nicht zutreffe.3 Dort sei die Hauptschule zwar auch der „niedrigste“ Schulabschluss, aber das Ansehen in der Wirtschaft sei nicht so schlecht. Um ehrlich zu sein: Mir kam dieser Gedanke bisher gar nicht. Frei nach dem Motto: Die Hauptschule hat in Niedersachsen einen schlechten Ruf, also hat sie ihn gefälligst auch in den anderen Bundesländern zu haben! Diesen Eindruck vermitteln ja auch die Medien ganz gerne. Vielleicht können ja mal Vertreter aus verschiedenen Bundesländern sagen, wie sie die Sache sehen. Zumindest eine Einschätzung von Bayern würde mich auf jeden Fall interessieren.4

  1. Und selbst ich habe Klassen/Schüler von mir schon „achselzuckend“ als pubertierend bezeichnet. Und meine Gesprächspartner haben verstanden, was ich meine. []
  2. Etwas überspitzt, aber es trifft den Kern der Sache. []
  3. Ob es stimmt kann vielleicht Herr Rau beantworten. []
  4. Außerdem interessant an Bayern war, dass auch die Möglichkeit „Studium“ bei jeder Schulart mit angegeben war. []

Test zum Wortschatz – Teil 2

Einer unserer Dozenten “prüft” gerade den Wortschatz seiner Studentinnen und Studenten. Das Ganze ist nicht wirklich empirisch und geschieht eher aus Interesse, da der Dozent der Meinung ist, dass der Wortschatz der angehenden “Germanisten” zurückgeht. Alle Wörter stehen wohl noch so im Duden, nachgeguckt habe ich allerdings nicht. Nachfolgend wiedergegeben mal der zweiteTeil des “Tests”.
Antworten dürfen gerne in den Kommentaren hinterlassen werden. Aber bitte erstmal die Wörter nicht weiter erklären. Wikipedia muss niemand benutzen, so ernst ist die Sache ja nicht.
Fettgedruckt das Wort, um das es geht, vier Antwortmöglichkeiten, eine ist richtig. Zusätzlich kursiv sind die Wörter, die ich selbst nicht wusste. Ich bin ja so ehrlich und gebe das zu.

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Test zum Wortschatz – Teil 1

Einer unserer Dozenten „prüft“ gerade den Wortschatz seiner Studentinnen und Studenten. Das Ganze ist nicht wirklich empirisch und geschieht eher aus Interesse, da der Dozent der Meinung ist, dass der Wortschatz der angehenden „Germanisten“ zurückgeht. Alle Wörter stehen wohl noch so im Duden, nachgeguckt habe ich allerdings nicht. Nachfolgend wiedergegeben mal der erste Teil des „Tests“.
Antworten dürfen gerne in den Kommentaren hinterlassen werden. Aber bitte erstmal die Wörter nicht weiter erklären. Wikipedia muss niemand benutzen, so ernst ist die Sache ja nicht. 😉
Fettgedruckt das Wort, um das es geht, vier Antwortmöglichkeiten, eine ist richtig. Zusätzlich kursiv sind die Wörter, die ich selbst nicht wusste. Ich bin ja so ehrlich und gebe das zu.

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Die Räder drehen sich weiter

Ich muss zugeben, dass mich ein aktueller Artikel in der Online-Ausgabe des UniSpiegels dazu bewegt hat, diesen Eintrag zu schreiben1 . Wie so häufig geht es in dem Artikel – mit dem dämlichen Titel „Studium Bolognese“ – um die Bachelor/Master-Studiengänge an deutschen Universitäten. Präsentiert wird ein altbekannter Mix aus „blöder Reform“ und „überforderten Studenten“. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand: Die Umbauarbeiten am dt. Hochschulsystem im Zuge des Bologna-Prozesses sind schlecht durchdacht und die Leistungen sind zwischendurch so stringent geregelt, dass einer Überforderung nichts im Wege steht. Dafür muss man nichtmal unbedingt, wie im Artikel beschrieben, nebenher arbeiten gehen. Aber ein Schritt nach dem anderen.

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  1. Wenn nicht anders gekennzeichnet stammen alle Zitate aus dem verlinkten Artikel. []

Da nützt auch Recyclingpapier nichts

Gerade eben kamen zwei Kommilitonen rein. Für einen Kurs in der Germanistik1 mussten sie zu jeder Woche eine Frage beantworten. Die Frage zur heutigen Sitzung konnte man nur mit Ja oder Nein beantworten, deswegen hat sich kaum einer die Mühe gemacht ein Name+Kurs+Frage+Datum+Antwort – also so drei bis vier Zeilen – auf ein Blatt Papier zu drucken. Der Dozent wollte das aber tatsächlich haben. So kann man natürlich auch Papier verschwenden.

  1. wen wundert’s? []

Das sollte ich mir mal erlauben

Wer dieses Semester aufmerksam meinen Blog gelesen hat, dem wird wahrscheinlich folgendes aufgefallen sein: Die Zustände an der FGSE werden immer schlimmer und das Institut für Germanistik schafft es meistens den Vogel restlos abzuschiessen.

Ziemlich weit oben in der Rangliste der sinnlosesten und schlecht organisiertesten Seminare, die ich in meinem ganzen Studium besucht habe, steht das im „Liveblog“ beschriebene Seminar. Der Dozent ist Fußballfan, publiziert ab und an mal etwas über Sportsprache, bekommt es aber nicht hin sein Seminar interessant zu gestalten oder wenigstens dafür zu sorgen, dass die Referate halbwegs was mit dem Thema zu tun haben. War heute auch nicht besser, das Formel 1 Referat beschäftigte sich erstmal ziemlich lange mit Entstehung und Regeln der Formel 1. Linguistische oder sonstwie sprachliche Inhalte und Ansprüche hat man in dem Teil mal wieder völlig umsonst gesucht. Es gibt Dozenten, die hätten gnadenlos unter- oder sogar abgebrochen, vor allem da bei 45 Minuten Restzeit noch 4 oder sogar noch mehr Referate ausstanden. Nicht so dieser Dozent. Der überzieht lieber und sagt zu den wartenden Referenten, dass diese sich doch bitte kurzfassen sollen. Mit Verlaub gesagt: Geht’s noch? Irgendwo muss ich als Dozent doch mal meinem Lehrauftrag gerecht werden und dafür sorgen, dass die Organisation klappt und die Referate auch mal Inhalt liefern. Man stelle sich mal vor ich würde ein Tutorium leiten und würde mir in diesem Tutorium derartige „Inkompetenz“ erlauben: Ich wäre meinen Posten wahrscheinlich sehr schnell wieder los. Mit entsprechendem Posten und entsprechenden Titeln kann man sich sowas aber wohl erlauben. Der Dozent beweist auch eindrucksvoll, dass man keine festen Sprechzeiten anbieten muss. Es könnte ja mal ein Student was wollen. Referate absprechen zum Beispiel, damit man keinen redundanten Kram erzählt. Der internetaffine Leser wird jetzt sicher anmerken: Aber es gibt doch E-Mail! Ja, das weißt du, das weiß ich, nur der Dozent, der weiß das nicht.1

Extreme Erfahrungen mit der Erreichbarkeit dieses Dozenten musste gerade meine Nachbarin, die C. machen. Die sitzt sowohl in „Sportsprache“, als auch in einem Seminar über Umberto Eco. Dort soll sie morgen Referat halten, entweder während der regülären Seminarzeit oder in der direkt anschließenden Nachholsitzung 12. Wer ein bisschen was von Eco gelesen hat, der weiß: Der Mensch kann ziemlich kompliziert schreiben. Vor mehreren Wochen sagte der Dozent nun zu C. und ihrer Referatsgruppe, dass er noch einen Text für sie hätte und ihnen diesen Text geben würde. Da hatte er sich mal wieder viel vorgenommen, aber davon nichts geschafft. Mindestens 4 Wochen lang erinnerte die Gruppe den Dozenten ständig mündlich und per E-Mail an diesen Text. Reaktion war dabei immer quasi null, also hat die Gruppe das Referat halt ohne diesen Text vorbereitet. Heute nahm der Dozent dann C. nach Sportsprache zur Seite und bestellte sie zu 16.45 Uhr in sein Büro, da er den Text für das morgige Referat dabei habe und sie diesen Text auf jeden Fall berücksichtigen müssten. Ich glaube in der Situation hätte ich einen auf Effenberg gemacht und dem Dozenten mal ganz gepflegt die Meinung gesagt, selbst wenn das wahrscheinlich absolut gar nichts bringt. Eigentlich bringen Dozenten mit so einem Verhalten doch nur zum Ausdruck, dass es ihnen ganz gepflegt am Allerwertesten vorbeigeht, was in ihrer Lehre passiert. Fast das ganze Semester lang nicht reagieren und nichts gebacken bekommen und dann auf den letzten Drücker noch verlangen, dass man ihren Auflagen folgt.3 Aber kann man ja machen, denn nicht der Dozent sitzt heute Abend da und schreibt das Referat mühselig um, sondern Studenten und Studentinnen wie C.

Erstaunt es da noch irgendjemanden, dass das Institut für Germanistik sich fast nie an den Evaluationen zur Lehre beteiligt? Interessanter Nebeneffekt der ganzen Sache ist ja auch noch, dass die wenigen Dozenten und Dozentinnen, die sich für die Studenten wirklich den Arsch aufreißen genau aus diesem Grund fast wieder „unbeliebt“ sind, da man bei diesen Lehrenden im Vergleich zu den meisten anderen wirklich was tun muss.4

Warum wir nichts dagegen tun? Wir haben es versucht! Der Zyniker und ich haben schon das Gespräch gesucht, aber die Dozenten, die es müssten, weichen keinen Deut von ihrer Schiene ab. Vergessen kann man das, so schlimm das auch ist.

  1. Lahmer Reim, ich weiß. []
  2. 1 deswegen, weil es zwei Nachholsitzungen sind. Zwei Nachholsitzungen sind es, weil der Dozent am eigentlich angesetzten Nachholtermin diesen Samstag keine Zeit hat, da er mit chinesischen Gästen zum Fußball muss. Studenten haben aber ja eh alle Zeit der Welt, da geht das schon. []
  3. Achja, nur so am Rande. Manche Bachelors schreiben auf Grundlage dieser völlig verkorksten Seminare ihre Modulabschlussprüfung in Pragma- und Soziolinguistik. []
  4. Andere Dozentinnen geben dann Unmengen an Aufgaben auf, die aber nie besprochen werden. Aber der Eindruck von Arbeit ist ja wenigstens da! []

Ode an die Freude (Liveblogging)

„Was machst du denn hier?“, schallmait es durch den Seminarraum kurz vor Beginn der Nachholsitzung des Seminars „Sportsprache“. Nachholsitzung ist ein gängiger Euphemismus für „Der Dozent schafft es nicht das Seminar regelmäßig stattfinden zu lassen und lädt deswegen an einem Freitagnachmittag zur schlecht organisierten und wahrscheinlich viel zu knapp kalkulierten Zusatzsitzung“. Wie man schnell merkt ist Nachholsitzung viel, viel kürzer. Jedenfalls haben der Zyniker und ich uns gedacht, dass wir mal ein bisschen Liveblogging veranstalten. Da wären wir jetzt also, es ist 15.05Uhr und eben hat sich die erste Referatsgruppe, die dran ist, unsere Boxen ausgeliehen. Man erkennt: Vorbereitung ist alles. Wenn man ein Referat hält und irgendwas mit Ton machen will, dann bringt man sich selbst Boxen mit. Naja, an einen Fernseher und einen Laptop haben sie wenigstens gedacht. Der Fernseher hat eine Diagonale von so ca. 55cm und steht so 10-15m weit weg. Das wird sicher was. Der Dozent trägt einen Schal von Eintracht Braunschweig zum braunen Sakko und einer quietschbunten Krawatte.

15:09Uhr. Reihenfolge der Referate aufgezählt, uns vergessen. Wir haben ihn nicht darauf hingewiesen. Der Typ mit den Boxen, der jetzt doch nicht dran ist, deutet auf uns und sagt irgendwas mit „von den beiden Herren“. Ja, wir sind hier, was gibt es? Wollt ihr mit uns reden? Braucht noch jemand unsere Boxen? Hallo? Irgendjemand? Nicht?

Während der Dozent so redet und das Handout so rumgeht wird es…

15:11Uhr. Referat beginnt mit der Geschichte des Turnens…

…aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich wollte was über den bisherigen Tag schreiben oder interessiert sich hier jemand für die Geschichte des Turnens? Wohl kaum, gibt es ja auch bei Wikipedia nachzulesen. Aber zum bisherigen Tag: Gestern Abend hat sich eine „Verblendung“ an meinem Zahn verabschiedet. Heute morgen zum Zahnarzt, der war von meinen Zähnen restlos begeistert und will mich ab Februar regelmäßig sehen. Ich glaube der mag mich irgendwie. Ich mag Leute, die mir das neue Auto finanzieren auch immer. Das wird noch was. Interessant daran ist, dass sich das alles bei meinem eigentlichen Zahnarzt (ich war jetzt bei einem neuen) nie so schlimm angehört hat. Probleme mit den Zähnen habe ich, aber die aktuelle Dimension ist neu. Mir jedenfalls scheint die Sonne aus dem Allerwertesten und nach mir die Sahara. Sollten meine Einträge in naher Zukunft irgendwie…nun…angesäuert sein, so wisst ihr jetzt warum.

15.18Uhr.  Geschichtlicher Abriß, ohne nennenswerte linguistische Aspekte immer noch nicht beendet.

Der Zyniker,die Praktikantin und die Nachbarin sind übrigens auch da, so leide ich wenigstens nicht ganz alleine. Obwohl, leiden tue ich eigentlich gar nicht so sehr. Der Zyniker meint dazu:“Tja, ohne meinen Laptop wäre dein Leben ganz schön arm.“ Hm, recht hat er, da ich gerade auf seinem Laptop schreibe.

15.21Uhr. Geschichtlicher Abriß endet nach 7 Minuten und 53 Sekunden und wird abgelöst mit einer biographischen Abhandlung über den Turnvater Jahn. Referentin kaum zu verstehen, Dozent ergänzt unwichtige Details, zumindest unwichtig in Bezug auf die Linguistik. Nach knapp 2 Minuten Biographie scheinbar erledigt. Ging ja noch gerade.

Die Praktikantin hat „Sportsprache“ auf ihren Block geschrieben, ein Szaf gemalt und meint zu der ganzen Sache hier: „Gott, watt’n Blödsinn!“.

Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Wir hören zu! Wir tun es wirklich! Nur ist es halt absolut uninteressant. Wir sind nachher, theoretisch, auch noch dran und unser Thema ist jetzt auch nicht gerade der absolute Bringer, aber…ja…äh…Ich gebe ab an den Zyniker. 15.25Uhr

15.32Uhr. Bin wieder dahaa. Es gibt fahrende Turngeräte…oder Turngeräte die pferden. Schlecht zu sagen bei miserabler Akkustik und leise sprechenden Referntinnen (mittlerweile übrigens Nr. 3).

Die Anwesenheitsliste hat es mittlerweile bis zu uns geschafft, nach 30 Minuten eines 3-Stunden Seminars. Mal gucken wie lange es dauert, bis die ersten wieder gehen. Die Referentin scheint einen ausformulierten Text zu lesen, guckt kaum hoch, wenig motivierend. Die Frisur is aber ganz nett, könnte der Praktikantin auch stehen. Die Praktikantin findet die Referentin hübsch…gut, jetzt hat sie es zuerst gesagt, dann darf ich auch! Hübsch anzusehen, doch. Vorlesen kann sie auch halbwegs, gibt es ja auch nicht alle Tage. Der Zyniker will was… 15.36Uhr.

15.42Uhr. Ich soll was zum Ablauf berichten? Öh…auf’m Klo war das Licht aus, Referat beendet, Dozent fragt uns was. UNS! Erst vergessen, dass wir heute dran sind und dann was von uns wollen. Das haben wir gerne, so eine Frechheit. Aber nun fallen dem Dozenten keine Beispiele mehr ein. Der Dozent fragt, wie man „Frisch, fromm, fröhlich, frei!“ denn in die heutige Zeit übersetzen könnte. Keiner sagt was, aber er selbst hat einen Vorschlag: „Yes, we can!“ An dieser Stelle einen freundlichen Gruß zu „Coffee and TV„!

15.46Uhr. Neue Referatsgruppe. Sportmetaphern in Politik und Alltag. Na, mal gucken. Dieses Mal gibt es sogar mehr als genug Handouts. Es geschehen also noch Zeichen und Wunder. Wir können trotzdem besser, die haben nämlich nur drei Seiten, wir haben vier! Jawollja! Draußen Sturm, Schnee und Regen. Ich gebe ab. Bringt jemand Kaffee vorbei? Oder weiches Brot?1 Nudel-Schinken-Auflauf nehme ich auch. Im Referat fiel der Ausdruck „männlicher Habitus“. Ugga!

15.56Uhr. Der Zyniker bloggt übrigens hier. Das aktuelle Referat ist übrigens, trotz ablesender Referentin, relativ interessant, wenn auch nicht unbedingt erkenntnisbringend. Okay, jetzt legen sie eine Folie auf und verlieren ihren bisherigen Symphatievorsprung. Viel zu klein das Ganze. Schriftgröße 12, würde ich sagen. Gerade eben ist die erste Kommilitonin gegangen. Also so richtig gegangen, nicht nur Kaffee holen, Klo oder rauchen. Das Handout der aktuellen Gruppe ist übrigens toll: „2schneidig“, „1dimensional“, „Vollpröfis“. Zweites Beispiel auf Folie wieder viel zu klein. Schade eigentlich. Die Körperhaltung der Nachbarin sieht gerade, 16.00Uhr, nicht so sonderlich gesund aus. Viel zu verkrümmt, das Mädel muss mal den Rücken gerade halten. Der Zyniker meint: „Die liest!“ Ach, sag bloß? Jetzt faselt er was von Buch und roten Dingern oder Katapulten. Keine Ahnung, er nuschelt. Und er spricht leise…aber er kann ja auch nicht lauter sprechen, als die Referentin und da die jetzt auch nicht sooo laut spricht…

Sollte jemand den Eindruck haben, ich sei gerade irgendwie schlecht drauf oder zynisch, der hat recht. Trotzdem wünsche ich den Referenten und Referentinnen nichts schlechtes und die hier getroffenen Aussagen beziehen sich natürlich rein auf das handwerkliche Geschick.

16.10Uhr. Die Referentinnen machen ein Rollenspiel, wir sollen die Sportmetahphern zählen. Das „Skript“ dazu hab ich vorhin im Büro liegen gesehen. Sie haben es mit der Auswahl und Häufigkeit der Sportmetahphern etwas übertrieben. Die lyrische „Sie“ hat einen „Er“ getroffen, der gerne mit ihr „anbändeln“ würde. Sagt man das heute noch so? Ich bin der Meinung es waren genau 42 Sportmetaphern. War klar, oder? Ich könnte euch jetzt sagen, wie viele es wirklich waren, aber die Folie ist wieder viel zu klein. Zyniker wirft „15“ in den Pott, Praktikantin weiß nich, was los is. Der Dozent mischt sich wieder ein, schätzungsweise ab Reihe fünf versteht keiner mehr was. Kommilitonin Nummer zwei geht. Ich gehe auch, Kaffee holen.

16.20Uhr. Neues Referat, Handouts reichen bis hinten, aber ich muss den Zyniker korrigieren. Es geht fast die komplette vorherige Referatsgruppe den Weg aller Studenten, nicht nur Kommilitonin Nummer drei. Mittlerweile sind wir beim Radsport angelangt und erfahren wieder etwas über die Geschichte des Radsports. Ich habe dem Zyniker übrigens nur keinen Kaffee mitgebracht, damit ich meinen nächsten Toiletten- oder Rauchgang tarnen kann. Verratet es aber keinem, ja? Geschichte des Radsports ist vorbei, jetzt kommen wir zur Vorstellung des Teamaufbaus usw. Viele Sportfachbegriffe werden genannt, erklärt eher weniger. Dabei ist es doch eigentlich interessant, dass es auch im Radrennsport Sprinter und Kletterer gibt. Ich dachte immer, die laufen nicht, sondern fahren. Zyniker will was…16.25Uhr.

16:28Uhr. Ging ja fix, oder ging eben nicht, so wie das Fahrrad. Verwirrend das alles. Die junge Dame da vorne rappelt Begriffe runter, erklärt was sie bedeuten. Problem dabei ist: Hier geht es nicht um Lexikoneinträge, sondern um linguistische Aspekte. Betrachte doch mal irgendwas, bitte! Nein! Keine Trikots! Warum Trikots? Können die sprechen2 Während vorne das gelbe Trikot vorgestellt wird, gehen wieder vier Kommilitoninnen. Genau genommen Referatsgruppe Nummer 1. Die Frisur ist nun also auch weg. Auffällig, dass bisher noch irgendwie keine Kerle gegangen sind, sondern nur Mädels. Huch, Kaffee ist schon alle. Den hat mir doch einer geklaut! Die Nachbarin war es, ich weiß es ganz genau. Ich versuche gerade ihren Rücken mit bösen Blicken zu durchbohren, aber irgendwie prallen meine Blicke wirkungslos an der Rückenkrümmung ab. Deswegen sitzt die da also so, damit sie sicher vor meinen bösen Blicken ist!

Langsam wird der Sauerstoff hier im Raum knapp. Man merkt es an meinen Einträgen, oder? Ich gehe frische Luft schnappen und gebe zurück ins Sportstudio.

16.40Uhr. Frische Luft geschnappt, linguistischen Aspekt zum Teil verpasst. VerdammT! Hey…das große T passt ja sogar, obwohl es ein Tippfehler ist3 , da es gerade um T-Mobile geht. HaHa! Welch Witz. Eine Minute hier drin, schon wieder Sauerstoffmangel. Wo sind eigentlich unsere Boxen und warum steht der Fernseher da immer noch rum? Unterschiede zwischen furchtbar und fruchtbar stehen gerade auf der Tagesordnung. „Wer lesen ist, kann klar im Vorteil.“, sagte schon der Zyniker. Liest hier eigentlich jemand mit?

16.58Uhr. Praktikantin mit ihrem Teil durch, Zyniker dran, ich stehe in den Startlöchern. Scheiss Luft.

17:20Uhr. Fertig, nächste Gruppe hat kein Handout, reicht es Dienstag nach, obwohl sie Dienstag nicht da sind. Wir haben ungefähr eine halbe Stunde gebraucht, bei 20 angesetzten Minuten und ohne geschichtlichen Abriß ist das okay. Zugehört hat wahrscheinlich eh keiner, aber man sagte, ich solle leiser sprechen. Warum? LAUTES SPRECHEN hat doch was für sich, es wachen wenigstens alle auf. Der Dozent fand unser Referat informativ, naja, wenn er meint. Wir leiden langsam alle an Sauerstoffmangel. Der Zyniker meint er tue das nicht, er schnauft also einfach so vor sich hin, der alte Mann. Die Praktikantin sitzt immer noch neben mir, frisst aber die ganze Zeit über Zwiebelringe…irgendwie sitzen wir mittlerweile recht alleine hier…hmm…äh…dafür holt sie Kaffee! Diese Zweibelringe muchten aber ooch…nachher noch ein Bild dazu. Das Referat über Fangesänge usw. wäre eigentlich ganz interessant, wäre die PowerPointPräsentation lesbar. Ist sie leider nicht. Habe ich eigentlich erwähnt, dass manche Bachelor in diesem Seminar eine Klausur schreiben? Über was eigentlich? Die Referate kann man wohl kaum als Grundlage nehmen, da sich die wenigen erkennbaren linguistischen Aspekte auf sich stets wiederholende Beispiele beschränken. Vernünftig kategorisiert kommt man da nicht auf viel. Der Fernseher steht da immer noch untätig rum. Armer Fernseher. Unsere Boxen stehen auch noch vorne. Ist der Typ, der sie haben wollte eigentlich noch da? Referat gehalten hat er zumindest noch nicht. Ich trink mal Kaffee…17.28Uhr.

17.36Uhr. Es gibt irgendein Problem bei den Referenten. Keine Ahnung was für eines. Die Referenten sagten aber etwas in die Richtung. Aber nun, langsam interessiert es wohl wirklich keinen mehr. Der Dozent erzählt mal wieder Fußballgeschichten…er hat scheiße gesagt, er hat scheiße gesagt! Verfall der Sitten, also wirklich!

Damit kein falscher Eindruck entsteht, das Thema ist wirklich interessant und voll…äh…ach, was soll’s. Ich geb es zu: Ich will nach Hause, was essen! Das Thema ist, unter linguistischen Aspekten, nicht sonderlich interessant. Seminar sollte bis 18.30Uhr gehen, wird jetzt vom Dozenten abgebrochen. Der Zyniker macht das Schlusswort! 17.35Uhr.

Fertig.

  1. An hartes trau ich mich wegen dem Zahn nicht ran. []
  2. Naja, nach einer ganzen Etappe der Tour de France kann das Trikot wahrscheinlich schon sprechen. Zumindest kann es schön in die Ecke gestellt werden. Oder als Fahrradständer benutzt werden. []
  3. der erste Kerl geht übrigens gerade []

Willst du rumstänkern?

Tell me why? I don’t like Mondays.

Der Realsatire zweiter Teil folgte heute und ich muss euch sagen, dass es sich mal wieder richtig gelohnt hat. Wir hatten alle wirklich Spaß und der Zyniker hat auch schon was geschrieben, ist das nicht schön? Aber keine Sorge, mir geht es noch nicht so wie dem Mädchen, welches die Vorlage für den oben kurz zitierten Hit der Boomtown Rats geliefert hat. Silikonchips in meinem Kopf habe ich noch nicht, aber ich glaube manch andere haben diese schon und sie alle get switched to overload. Anders kann ich mir die Fortsetzung der Realsatire zumindest nicht erklären.
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Begründungen

Wenn als Begründung für die verkorkste Planung und Kommunikation einer Dozentin von eben selbiger „Das steht aber in meinen Aufzeichnungen, das hätten sie abstimmen müssen“ kommt, dann befindet man sich in der Realsatire genannt „Institut für Germanistik“.

Kritik unerwünscht?

Nicht jeder ist ein wirklicher Freund von Kritik, so mancher fürchtet sich auch sicherlich berechtigt vor Kritik. Also was tun? Bisher sind mir hier an der Uni verschiedene Arten untergekommen, mit Kritik umzugehen: Entweder man nimmt sie an und setzt sich mit ihr auseinander oder man sagt einfach Ja und Amen (alternativ gar nichts) und lässt die Kritik links liegen. Was allerdings neu ist, ist die, zumeist unterschwellig übermittelte, Botschaft, dass Kritik so ganz und gar nicht erwünscht ist.

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