Archiv der Kategorie: Not just the cake is a lie

Feine Sahne Fischfilet

Ich habe etwas getan, was in der, etwas euphemistisch ausgedrückt, bürgerlich-konservativen Bubble nicht sonderlich gut ankommt: Ich habe Feine Sahne Fischfilet interviewt. Zumindest den Bassisten. In der Zeitung.

Die Probleme an diesem Interview werden in den Kommentarspalten deutlich. Kurz gesagt: Wie kann ich es wagen, eine vom Verfassungsschutz beobachtete Band zu interviewen? Einwürfe, dass die Band nicht vom Bundesamt, sondern von Landesämtern beobachtet wird bzw. beobachtet wurde, bringen (natürlich) nichts.

Aber egal. Was auffällt: Es werden immer wieder drei Lieder angeführt, die den Linksradikalismus bzw. -extremismus der Band aufzeigen sollen. „Wut“, „Staatsgewalt“ und „Gefällt mir“. Wobei es übertrieben ist, zu sagen, dass die gesamten Lieder als Beispiel aufgeführt werden. Es werden immer nur einzelne Textpassagen genannt, fast unisono, auch über mehrere Nutzer hinweg.

Staatsgewalt

Besonders beliebt ist das auf dem Debut-Album „Backstage mit Freunden“ erschienene „Staatsgewalt“ (2009). Ein Album, das vergriffen ist und von dem sich Feine Sahne mittlerweile mehrfach distanziert haben. Die Zeit hat zu „Staatsgewalt“ im vergangenen Jahr zum Beispiel Folgendes geschrieben:

„Die [der Verfassungsschutz Mecklenburg-Vorpommern] spinnen doch“, sagt Jan Gorkow, der Sänger von FSF, den alle nur Monchi nennen, wenn man ihn darauf [auf den Verfassungsschutzbericht Mecklenburg-Vorpommern] anspricht. Den Song Staatsgewalt spiele man schon lange nicht mehr: „Er ist uns schlicht zu platt.“ Der Vorwurf, das Lied rufe zu Gewalt auf? Ein „alter Schlapphut“.

Die Zeit, „Aber bitte mit Sahne

Von Gegnern der Band wird vor allem „Die Bullenhelme, die sollen fliegen / Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein.“ als Beispiel für die (allerdings nicht mehr gesungene) Staatsfeindlichkeit angeführt. Mancher geht noch einen Schritt weiter und zitiert noch die umliegenden Zeilen des eben genannten Ausschnittes:

Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen
Und schicken den Mob dann auf euch rauf
Die Bullenhelme – sie sollen fliegen
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein
Und danach schicken wir euch nach Bayern
denn die Ostsee soll frei von Bullen sein

Feine Sahne Fischfilet, „Staatsgewalt“ (2009)

Natürlich sind das Gewaltfantasien gegen Polizisten. Aber, und das ist ein Punkt, der immer vernachlässigt wird, es ist eine Fantasie, die in einem Kontext steht. Denn, und darum geht es in Staatsgewalt in fünf von acht Strophen: Das lyrische Ich sitzt vor Gericht. Und wurde zuvor von Polizisten im Einsatz zusammengeschlagen.

Der Anfang des Liedes setzt den Kontext:

Blutiges Gesicht,
Aufstehn kann ich nicht.
Ich kann mich nicht bewegen.
Dafür komm ich vors Gericht. 

Sie haben mich getreten.
Sie haben mich geschlagen.
Ich hab mich nur gewehrt
Und dafür woll’n sie mich verklagen!

Feine Sahne Fischfilet, „Staatsgewalt“ (2009)

Das lyrische Ich prangert hier eine bestimmte Form der Staatsgewalt an: Polizisten, die auf Menschen einprügeln. Mit Blick auf die Band: auf linke Menschen einprügeln. Ein Feindbild, das wohl schon so lange existiert wie der Punk: Links gegen Polizei. Aber auch ein Feindbild, welches oft genug eine Entsprechung in der Realität findet. Übertriebene Polizeigewalt wird von linken Gruppierungen immer wieder angeprangert.

Aber zurück zum Lied und zum Kontext, der oft genug vergessen wird. Im weiteren Verlauf des gerade einmal zwei Minuten und 22 Sekunden langen Liedes, wird weiter das Verprügelt-werden durch Polizisten beschrieben. Bis der Protagonist des Liedes seine Konsequenzen zieht. Vor dem zuvor zitierten Abschnitt mit dem eigenen Trupp heißt es:

Denn was ihr könnt,
Das können wir schon lange,
Und wir geben erst recht jetzt noch nicht auf.

Feine Sahne Fischfilet, „Staatsgewalt“ (2009)

Der Aufruf zur Gewalt entspringt also dem Kontext einer Rachefantasie. Sie hat im Lied einen ganz bestimmten Ursprung und richtet sich nicht gegen die Polizei im Allgemeinen, sondern gegen die als Feinde wahrgenommenen Beamten, für die in linken Kreisen auch ganz gerne der Begriff „Knüppelgarde“ benutzt wird.

Macht es das Lied besser? Das muss jeder für sich entscheiden. Ein allgemeiner Aufruf zur Gewalt gegen alle Polizisten ist es aber nicht. Die Band distanziert sich, auch wegen Texten mit sexistischem Inhalt, mittlerweile von dem Album „Backstage mit Freunden“. Dem Spiegel sagte Frontmann Jan „Monchi“ Gorkow dazu:

Auf ihrem ersten Album gibt es Lieder mit sexistischen Textpassagen, für die sie sich inzwischen schämen. Die einzige Entschuldigung, die Monchi gelten lässt. „Wir waren 18, 19 Jahre alt. Wäre dieses Album nicht ausverkauft, würden wir es nicht mehr vertreiben.“

Spiegel Online, „Die Staatsfeinde

Gefällt mir

Drei Jahre weiter. 2012 erschien das Feine Sahne Fischfilet Album „Scheitern & Verstehen“. Darauf findet sich das Lied „Gefällt mir“. Hier zitieren Kritiker der Band vor allem die Zeilen „Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck! Gib mir ein „like“ gegen Deutschland“.

Auch das ist ziemlich aus dem Kontext gerissen, denn es geht auch hier um ein ganz spezielles Deutschland.

Leere, hohle Phrase. Schwarz, rot, gold im Gesicht
Ob jetzt rechts oder links – man nun nerv‘ doch nicht!
Wir wollen doch nur feiern und die Party zelebrieren
Besoffen abhitlern, das kann ja mal passieren

Feine Sahne Fischfilet, „Gefällt mir“ (2012)

Sechs Jahre nach der „WM im eigenen Land“, zwei Jahre nach dem 3. Platz der Fußball-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Südafrika und im Jahr der Fußball-Europameisterschaft in Polen und der Ukraine, wählt Feine Sahne wohl nicht umsonst diesen Einstieg. Schminke in den Farben der Nationalflagge der BRD gehört zu den festen Bestandteilen der Fußballkultur spätestens seit 2006. Von den einen als Party-Patriotismus kritisiert, von den anderen als neuer, guter Nationalstolz gefeiert, ist die Bezugnahme zu eben diesem „Deutschsein“ unverkennbar.

Aber auch die Bigotterie, die durch Sätze wie „Ich bin ja kein Nazi, aber…“ oder „Das wird man ja wohl noch sagen dürfen“ verkörpert wird, wird in der zweiten Strophe aufgenommen.

Ihr habt nichts gegen Schwarze und ihr habt nichts gegen Schwule
Ja da seid ihr euch gewiss, denn das lernt ihr in der Schule
Ihr seid ach so tolerant, ihr seid achso reflektiert
Und wenn Ronny nicht schuftet, hofft ihr, dass er krepiert

Feine Sahne Fischfilet, „Gefällt mir“ (2012)

Feine Sahne Fischfilet zeichnen hier das Bild eines immer wieder von Links kritisierten Deutschlands. Das ist wenig überraschend und wird wohl auch deswegen quasi nie zitiert.

Darauf folgt ein Einschub im Lied, welches eher zitierfähig ist, aber auf den meisten Lyrics-Seiten im Netz nicht auftaucht – und die meisten Kritiker der Band haben ihre Aufreger-Zeilen eben von diesen Seiten.

Ponyhof statt Deutschland, das wär ne Idee
Deutschland gib dein Handy, wir lieben das Klischee
Punk heißt gegen’s Vaterland, das ist doch allen klar
Deutschland verrecke, das wäre wunderbar!

Feine Sahne Fischfilet, „Gefällt mir“ (2009)

Zentraler Satz ist hier „Wir lieben das Klischee“. Und „Deutschland verrecke“ ist seit Slime wohl eines der bekanntesten Punk-Zitate nach „Hey, ho, let’s go“.

Exkurs: „Deutschland verrecke“

Selbst wer Slime nicht kennt, hat schon von „Deutschland muss sterben“ gehört. Der Liedtitel ist zusammen mit einem in Hamburg stehendns Kriegerdenkmal aus der NS-Zeit zu sehen, auf dem steht: „Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen“.

Dazu ein Auszug aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes:

Um den Aussagekern des Liedes „Deutschland muss sterben“ in einer der Kunstfreiheit angemessenen Weise zu erkennen, darf auch ein zeitgeschichtlicher Bezug nicht ausgeblendet werden, auf den der Beschwerdeführer im Ausgangsverfahren hingewiesen hatte. In Hamburg, wo das Lied entstand, gibt es ein 1936 eingeweihtes Denkmal für das Hanseatische Infanterieregiment Nr. 76, welches die Inschrift trägt „Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen“. Diese Zeilen gehen auf ein Gedicht von Heinrich Lersch mit dem Titel „Soldatenabschied“ zurück, welches kurz nach Ausbruch des 1. Weltkrieges entstand. Anfang der 80-er Jahre hatte eine breite öffentliche, zum Teil emotionale Auseinandersetzung mit dem „76-er Denkmal“ und einem in unmittelbarer Nähe aufgestellten „Gegendenkmal“ von Alfred Hrdlicka eingesetzt. Die Hamburger Punkrock-Gruppe Slime hatte damals diese Thematik in ihrem Lied aufgegriffen und die provozierende Antithese „Deutschland muss sterben, damit wir leben können“ dem in Zeiten des Nationalsozialismus zu Denkmalehren gekommenen Spruch „Deutschland muß leben, und wenn wir sterben müssen“ entgegengesetzt.

Urteil des Bundesverfassungsgerichts

Gefällt mir (Fortsetzung)

Feine Sahne Fischfilet nehmen hier, quasi augenzwinkernd, Bezug auf das, was in Bezug auf Punk „allen klar“ ist. Ein wichtiger Teil des Liedes. Denn kurz darauf folgt die oft zitierte Stelle.

Heute wird geteilt was das Zeug hält
Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck!
Gib mir ein „like“ gegen Deutschland
Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck!
Günter ist scheiße, Günter ist Dreck!

Feine Sahne Fischfilet, „Gefällt mir“ (2009)

„Deutschland ist scheiße, Deutschland ist Dreck“ ist hier im Zusammenhang mit dem vorherigen Absatz zu sehen. Es ist allen klar, worum es im Punk geht, und genau dieses Klischee(?) erfüllen Feine Sahne hier. Günter (oder Günther) bezieht sich dabei wahrscheinlich auf Günter Grass und sein Israel-kritisches Gedicht „Was gesagt werden muss“, welches ebenfalls 2012 erschien. (Oder Günther ist einfach nur eine Anspielung auf den typischen Deutschen, der Linken ein Dorn im Auge ist. Heute würde man dazu Kartoffel sagen.)

Wut

Wieder drei Jahre weiter. Auf dem Album „Bleiben oder Gehen“ von 2015 erschien „Wut“. Das Lied wird im Verfassungsschutzbericht des Landes Sachsen zum Jahr 2018 erwähnt. Der Kehrreim „Und der Hass – der steigt! Und unsere Wut – sie treibt!“ könne in Verbindung mit der Zeile „Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“ als Aufforderung zu Gewalttaten interpretiert werden.

Hier wird munterer drauf los zitiert, wenn es um den Beleg für die Gefährlichkeit der Band geht, auch wenn meist der Teil aus dem Verfassungsschutzbericht herhalten muss.

An sich ist das Lied aber ähnlich wie „Staatsgewalt“ zu sehen, auch wenn die Prämisse eine andere ist.

Leere Gesichter, viele Fragen
Niemand der ihnen Antwort gibt
Was können sie hier noch wagen
Heute Nacht – schlagen sie zurück!

Helme warten auf Kommando
Knüppel schlagen Köpfe ein
Wasser peitscht sie durch die Straßen
Niemand muss Bulle sein!

Feine Sahne Fischfilet, „Wut“ (2015)

Die Knüppel, die hier Köpfe einschlagen, gehören nicht zum Lyrischen Ich, geschweige denn zu „den Linken“ oder zur Band. Sie gehören zur Polizei. Die Beamten (um die es hier geht, siehe Teil zu „Staatsgewalt“) werden so dargestellt, als würden sie nur auf das Kommando zum Knüppeln warten.

Dieser Teil der Polizei wird im Lied erneut als Gegenpart zum Lyrischen ich aufgebaut.

Verweis mich aus der Stadt
Ich scheiß drauf was du sagst
Wer kein Rückgrat hat, der wird vereidigt auf den Staat.
Lieber Hartz 4 beziehn, im Bett bis um 4 liegen,
Bier trinken, Weed dealen, Speed ziehn,
Als Geld im Staatsdienst verdien

Feine Sahne Fischfilet, „Wut“ (2015)

Es geht im Lied so weiter. Martinshörner zu hören, nervt den Protagonisten des Liedes, der „nicht frei von Sünde“ ist, aber dennoch vor tritt „zum Werfen“.

Mit “ Polizist sein heißt das Menschen mit Meinungen Feinde sind // Ihr verprügelt gerade wieder Kinder als wären’s eure Eigenen“ verlassen die Musiker den bislang eher gegen „Knüppelgarde“ oder „Bullen gerichteten Vorwurf erstmals. Sie pauschalisieren. Hier sind wirklich alle Polizisten gemeint, auch wenn aufgrund des weiteren Textverlaufs wieder die Einschränkungen sehen kann. Mit der Wortwahl macht Feine Sahne Fischfilet aber den „Generalverdacht“, dass für alle Polizisten Menschen mit Meinungen Feinde sind (und alle Polizisten ihre Kinder verprügeln) plausibler.

In den nächsten Zeilen wird betont, dass man lieber eine „Line Zement“ in die Nase ziehen würde „als down zu sein mit Rainer Wendt“. Wendt ist seit 2007 Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) – und steht regelmäßig für seine Äußerungen in der Kritik. So sprach Wendt unter anderem schon davon, dass „polizeiliche Einsatzmittel“ Waffen sein müssen, „die weh tun“, weil sie nur dann wirken würden. Er forderte auch schon den Einsatz von Gummigeschossen gegen (linke) Demonstranten; er ist Befürworter von Racial Profiling und er hat als „Schutz“ gegen Flüchtlinge auch schon Grenzzäune gefordert. (Alles, siehe Wikipedia)

Die Erwähnung von Wendt zeigt im Lied weiter, welche Art von Polizei (erneut) von Feine Sahne Fischfilet gemeint ist. Dies wird auch dadurch bestätigt, dass in der kritisierten Zeile „Die nächste Bullenwache ist nur einen Steinwurf entfernt“ wieder nicht von Polizei, sondern von „Bullen“ die Rede ist.

Fazit

Wie nahezu jedes Stück Liedgut, welches sich politisch positioniert, können auch die Lieder von Feine Sahne Fischfilet kritisiert werden. Dann aber doch bitte in einer Betrachtung der Gesamtzusammenhänge, in denen die einzelnen Lieder stehen. Oder doch zumindest im Zusammenhang des gesamten Liedtextes und nicht, wie vielerorts von Gegnern der Band gebetsmühlenartig wiederholt, aus dem Zusammenhang gerissen.

Alternative für Dich?

Die Würfel sind gefallen, Niedersachsen hat seine kommunalen Vertreter gewählt. Vom Stimmenzuwachs her ganz vorne mit dabei: die Alternative für Deutschland (AfD). Im Landkreis Wesermarsch schaffte die AfD bei der Wahl zum Kreistag aus dem Stand sechs Prozent, was sich mit drei Sitzen übersetzt. Zum Vergleich:

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Der Morgen danach

„Die Einschläge kommen näher.“

Die Kriegs- und Kampfrethorik ist heute allgegenwärtig. New York war vor fast genau 15 Jahren weit weg. Seitdem verschwimmen die Gewalttaten zwischen Terror und Amokläufen zu einem Bild der dauernden, gefühlten Bedrohung, der dauernden Gewalt. Der Automatismus in den Medien läuft ab, es wird über Hintergründe spekuliert, man wird aber auch besser, man hat mehr Angst vor Falschmeldungen.

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Hochemotionaler einfacher unmittelbarer Zwang

Gerade heute wurde ich auf Facebook gefragt: „du zweifelst daran, dass gegen gewalttätige polizisten vorgegangen wird?“ Als ich mit einem einfachen „Ja.“ antwortete, wurde mir gesagt: „du machst den gleichen fehler wie die rechten idioten, wenn du pauschal urteilst.. hätte dich für cleverer gehalten…“ Tja, wie sich herausstellen sollte, lag ich mit meiner Einschätzung der Lage nicht ganz daneben. In einer Pressekonferenz äußerte sich heute der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann zu dem Einsatz, nachzulesen u.a. beim Deutschlandfunk. Schon der Bericht beim DLF ließt sich wie ein schlechter Scherz, noch besser wird es allerdings, wenn man die Pressemitteilung der Polizei Chemnitz direkt liest.1

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  1. Kommentare dazu, warum das sächsische Innenministerium die Polizei erstmal „selbst aufklären“ lässt und zum Flüchtlingsheim leitenden AfD-Politiker spare ich mir an dieser Stelle. []

They’re out there burning houses down and peddling racist lies

Deutschland 2016. In Clausnitz kommt ein Bus mit Flüchtlingen an. Es erwarten sie drei Gruppen: Flüchtlingshelfer, Polizei und Flüchtlingsgegner. Was sich dann abspielt ist beschämend für dieses Land. „Zu Gast bei Freunden“, brüstete sich Deutschland vor einigen Jahren, der fröhliche Party-Patriotismus wurde gefeiert. Die Party ist vergangen, der Patriotismus geht mit dem Nationalismus und Fremdenhass ins Bett, „ganz normale Bürger“ skandieren „Wir sind das Volk“ und wohl noch mehr: „Die wütenden Leute vor dem Bus hätten geschrien: „Mal sehen, was hier für Ungeziefer aussteigt!“, „Weg mit dem Gelumpe!“ oder „Asylantengesindel!““

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Die Wesermarsch muss marschig bleiben!

Es gibt sie, die Perlen der politischen Willensbekundung in der Wesermarsch. Eine dieser Perlen stammt von Friedrich-Wilhelm Ressel, seines Zeichens Pressewart der AfD Wesermarsch. Auf den Seiten eben dieses AfD Ortsvereins hat Ressel einen Ratgeber veröffentlicht, den man sich wirklich in Ruhe zu Gemüte führen muss. Ein paar Auszüge:

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Renazifizierung

Die aktuellen Debatten rund um Flüchtlinge zeigen vor allem: Wir sind dabei, unsere Menschlichkeit zu verlieren, uns zurückzuentwickeln, unsere Kultur über Bord zu werfen. Unsere Kultur über Bord zu werfen? Ist es nicht gerade die deutsche Kultur, die heute allerortens – vom Hindukusch bis Castrop-Rauxel – verteidigt und bewahrt werden soll? Die besorgten Bürger zwischen Stammtisch und CSU behaupten das, aber so wirklich stimmen kann das nicht.

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Leute, geht zur Bundeswehr

Björn Thümler ist für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht. Als Begründung nennt er, neben der Bewachung von Kasernen in Zeiten des Terrors:

Als weiteres Argument für die Wiedereinführung der Wehrpflicht nannte Thümler die Vermittlung von staatsbürgerlichen Werten. „Wir brauchen heute in der Bevölkerung ein größeres Verständnis für sicherheitspolitische Fragen“, so der Chef der CDU-Fraktion. Die Bundeswehr zeige jungen Menschen, dass es mehr gebe als die eigenen Interessen.

Abgesehen davon, dass ich Politiker eher in der Pflicht sehe, staatsbürgerliche Werte1 zu vermitteln: Das hat in der BW auch immer so gut geklappt.

2006: Eine Boulevard-Zeitung veröffentlichte Fotos, die zeigten, wie Bundeswehrsoldaten in Afghanistan einen Totenschädel schändeten. So zeigte etwa eine der Aufnahmen einen Soldaten, der mit der rechten Hand stolz einen Totenschädel hochhält. Ein weiteres Foto zeigt einen Soldaten mit entblößtem Penis in der linken Hand, der gleichzeitig den Schädel mit der rechten Hand an sein Glied heranführt. Später gestanden mehrere Bundeswehrsoldaten aus Bad Segeberg, an der Schändung beteiligt gewesen zu sein. Insgesamt wurde gegen 20 aktive und ehemalige Soldaten ermittelt.

Die größten Skandale der Bundeswehr - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
http://www.ksta.de/archiv/die-groessten-skandale-der-bundeswehr,16592382,12043482.html#plx1537857963
2004: Misshandlungen in einer Ausbildungskompanie im westfälischen Coesfeld schockieren die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Um das Verhalten bei Geiselnahmen zu trainieren, wurden Rekruten in der Freiherr-vom- Stein-Kaserne bei „Verhören“ gefesselt, getreten und geschlagen. Später wurden mehrere Ausbilder zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Die größten Skandale der Bundeswehr - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
http://www.ksta.de/archiv/die-groessten-skandale-der-bundeswehr,16592382,12043482.html#plx1104089774
And so on…

  1. von demokratischen Werten mal ganz zu schweigen []

Die Gefahr von Innen

Eine Immigranteninvasion über schwappt Deutschland, die viele Bürger mit sehr gemischten Gefühlen sehen. Ohne Zweifel ist es unsere humane Pflicht, Menschen, die in existentielle Not durch Krieg und politische Verfolgung geraten sind, zu helfen. Aber es ist ungemein schwer, diese von den Leuten zu unterscheiden, die aus rein wirtschaftlichen oder gar kriminellen Motiven in unser Land kommen. Wenn man die aktuellen Bilder der Flüchtlingswelle verfolgt, ist es nicht zu übersehen, dass viele junge, kräftige, meist muslimische Männer als Asylbewerber die Bundesrepublik Deutschland auserkoren haben, weil sie hier ideale Aufnahmebedingungen vorfinden oder das zumindest glauben.
Sicher brauchen wir angesichts unserer Kinderarmut gerade junge, gut ausgebildete oder zumindest integrationswillige junge Menschen, die auch in Zukunft unsere sozialen Systeme sichern helfen. Die Politik hat allerdings in der Vergangenheit nicht gerade bewiesen, dass sie eine gezielte Einwanderung zielführend zu managen weiß.
Viele der Männer kommen ohne ihre Familie oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten. Legt man unsere ethischen und moralischen Vorstellungen an, werden die Frauen in muslimischen Ländern nicht gleichberechtigt an gesehen und oft nicht gerade würdevoll behandelt. Es ist nur ganz natürlich, dass diese jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität haben. Vor dem Hintergrund ihrer Vorstellungen von der Rolle der Frau in ihren muslimischen Kulturen bleibt
die Frage, wie sie, ohne mit den Normen unserer Gesellschaft in Konflikt zu geraten, ihre Sexualität ausleben oder Partnerschaften in Deutschland anstreben können.
Mit einer undifferenzierten Willkommenskultur können wir diese Probleme nicht lösen und es gibt viele Frauen, die als Mütter heranwachsender Töchter die nahezu ungehemmten Einwanderungsströme mit sehr vielen Sorgen betrachten. Schon jetzt hört man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, das [sic!] es zu sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, kommt.
Auch als verantwortungsbewusste Pädagogen stellen wir uns die Frage: Wie können wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen? […]
Ja, wir brauchen Einwanderung, aber die richtige Einwanderung, also ein Gesetz muss endlich in Kraft treten, dass dieses Problem endlich umfassend zu lösen hilft. Andere Länder wie die USA oder Australien sollten da als Vorbild dienen.
Es kann nicht sein, dass muslimische Familien verlangen, dass in deutschen Schulen ihre Wertevorstellungen vermittelt und ausgelebt werden können. Hinzu kommt noch, dass in sozialen Brennpunktschulen mit extrem hohen nichtdeutschen Schüleranteil Lehrerinnen und Lehrer beschimpft und sogar gedemütigt werden. Wir müssen unmissverständlich klarmachen, dass diejenigen, die zu uns kommen, sich unseren Grundwerten anzupassen haben und nicht umgekehrt. Beim Erlernen der deutschen Sprache kann unser Berufsstand sehr nützliche Arbeit im Sinne einer wirklichen Integration für die Flüchtlinge leisten. Die Fehler aus der Vergangenheit – besonders im Zuge der ersten Einwanderungswelle der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre – wo in regelrechten „Ausländervierteln“ Parallelgesellschaften mit oft ungebildeter Arbeitnehmerschaft entstanden, deren Bewohner noch
dazu keine oder kaum Bereitschaft zeigten, sich wirklich ernsthaft integrieren zu wollen, dürfen sich keinesfalls wiederholen. Hier tragen wir alle die Verantwortung und mit Schwarz-Weiß-Malerei ist uns nicht geholfen.

Das hat nicht die AfD geschrieben, nicht die NPD, noch PI-News oder eine andere „Nicht-Lügenkresse“. Diese Worte, mit all ihrem komischen Duktus und ihren Fehlerchen, stammen von Dr. Jürgen Mannke, seines Zeichens Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt. Veröffentlicht hat Mannke das nicht irgendwo, sondern im Leitartikel der aktuellen Verbandszeitung, ganz offiziell. Auch seine Stellvertreterin Iris Seltmann-Kuke hat diesen „Leitartikel“ unterschrieben. Der Deutschlandfunk schreibt dazu: „Mannke wies gegenüber der Zeitung [der Mitteldeutschen Zeitung; C.H.] die Kritik zurück. Er bediene keine rassistischen Ressentiments. „Ich habe mir vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht“, sagte Mannke.“

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Konsequenter sein

Jüngst unterhielt ich mich mit dem Zyniker darüber, was das Problem ist, wenn Gutmenschen wie wir, das linke Komponistenpack, versuchen, mit rechten Dumpfpöblern zu reden. Warum es uns so schwer fällt, überhaupt zu verstehen, wo das Problem der Menschen ist, die gegen Flüchtlinge, Aslyanten, Migranten und einfach alles, was „Nicht-Deutsch“ ist, protestieren und hetzen. Wir verstehen die Prämisse der Gedanken überhaupt nicht. Wie der Zyniker sinngemäß sagte: „Wer auch nur einen Hauch von humanistischer Bildung genossen hat, kann nicht verstehen, wie man so menschenverachtend mit Menschen umgehen bzw. so über andere Menschen denken kann.“ Stimmt. Das ist nun aber kein Grund, es nicht zu versuchen und da geht das Problem los.

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