Dass es in meinem Schrank schön ist und außerhalb von eben Selbigem fast nur Verrückte herumlaufen, habe ich ja schon häufiger erwähnt. Was es aber für Gestalten gibt erstaunt mich immer wieder…
Während ich so durch die Lande kutschierte landete ich in einem Flecken Land, der zwar nicht der schönste war, den ich je besucht hatte, aber trotzdem auf den 1. Blick den meisten Ansprüchen genügte. Doch wie immer steckt der Teufel im Detail. Denn wo man zuerst eine schiere Vielfalt an Farben entdeckte, beschlich einen kurz darauf das Gefühl, dass die Farben an mancher Stelle nicht zu passen schienen und sich beim betrachten hin und her wandten. Und so war es dann auch. Ich dachte zuerst an Spinnen, die erkannt hatten, dass ich ihre bisherige Tarnung durchschaut hatte, aber weit gefehlt! Es handelte sich um widerliche, braune Kakerlaken, die bestrebt waren sich unter einem farbenfrohen Tarnmantel zu verstecken. Der Versuch war ja an sich nicht schlecht, doch irgendwie schienen die Farben mit dem braunen Untergrund der Chitinpanzer zu reagieren. Was im Normalfall hätte glänzend sein sollen wurde stumpf und verblichen, kaum berührte es die Panzer der Tierchen.
Nachdem die Tarnung durchschaut war, genoß ich weiter meine Pause, auch wenn mich die kakerlaken schon etwas nervten. Dennoch sah ich keine weitere Gefahr von ihnen ausgehen. Ich sollte mich getäuscht haben…
So saß ich auf meiner Schrankschwelle, genoß meinen Tee und eine Zigarette, warf meinen Wollmäusen Staubflusen zu mit denen sie spielen konnten und ließ meinen Blick über die Landschaft schweifen. Doch dann fiel mir auf, dass an immer mehr Stellen die Farben zu verblassen schienen und hier und da erkannte ich mittlerweile Kakerlaken, die ihr Braun fast stolz mit sich herumtrugen und nicht auf den fadenscheinigen Farbmantel zurückgriffen. Und unter den verblassenden Stellen, die kurz vorher noch in den schönsten Farben geglänzt hatten befanden sich auch keine Kakerlaken. Vielmehr schien es, als würden sich die Kakerlaken hier und da etwas länger aufhalten und irgendwie die Farbe aus der entsprechenden Stelle zu saugen. Ich runzelte die Stirn und brachte erstmal meine Wollmäuse in Sicherheit und stellte auch den Schrankkoffer etwas weiter vom Schauplatz des Geschehens entfernt ab. Sicher ist sicher. Dann betrachtete ich das Geschehen genauer und tatsächlich verlor die Landschaft in ungefähr dem Tempo an Glanz in der die Kakerlaken auf ihre Farbtarnung verzichteten. Eine schleichende Epidemie schien von dem Ort Besitz ergriffen zu haben. Hilflos sah ich zu, wie Bäume, Blumen und Gräser sich immer mehr zu einem farblosen Einheitsbrei verwandelten, dominiert vom schimmernden braun der Chitinpanzer. Selbst die Tiere und Insekten, die ich zwischendurch zwischen den Pflanzen entdeckt hatte schienen nichts gegen die krabbelnde Übermacht tun zu können. Hiflos sah ich zu, vom Schock nahezu gelähmt…alleine konnte ich hier nichts unternehmen, das wurde mir schnell bewusst. Und so fuhr ich los, für’s erste machtlos die Veränderungen aufzuhalten. Doch vielleicht findet sich Hilfe in der nächsten Stadt, denn eine so farblose Welt, dominiert von Kakerlaken…nein, die will ich nicht erleben.