Alle Beiträge von Flint

Ich spreche fließend Facebook und #Twitter. (Pop-) Kulturenthusiast, die Kanzlerin hat mir nie ihr Vertrauen ausgesprochen, 90% Xing-Aktivität. Germanist, Politikwissenschaftler, Blogger und Fotograf mit hoher Affinität zu Social Media.

Wer das nicht will, kann wieder gehen

Sigrid Griesel, ehemalige Bürgermeisterin meiner Heimatstadt Aurich, ist mittlerweile wieder auf der politischen Bühne aufgetaucht. Als Fraktionsvorsitzende der Partei „Gemeinsam für Aurich“ (GfA) mischt die geschiedene Stadtvorsteherin nun auf einer etwas untergeordneten politischen Ebene mit. Jüngst musste sie sich mit einem Antrag über die „Einrichtung ei­nes Gräberfeldes für die Bestattung von Muslimen“ rumschlagen, den sie heldenhaft abgelehnt hat.1 Weil Muslime immer gehen, wenn es gerade kein anderes Thema gibt, hat die „GFA Redaktion“ gleich einen Blogartikel draus gemacht und Frau Griesel sich vor Unwissenheit ins Gräberfeld des politischen Aus‘ geschossen.

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  1. Hat keine Auswirkungen, die Mehrheit hat dafür gestimmt. []

Leute, geht zur Bundeswehr

Björn Thümler ist für die Wiedereinsetzung der Wehrpflicht. Als Begründung nennt er, neben der Bewachung von Kasernen in Zeiten des Terrors:

Als weiteres Argument für die Wiedereinführung der Wehrpflicht nannte Thümler die Vermittlung von staatsbürgerlichen Werten. „Wir brauchen heute in der Bevölkerung ein größeres Verständnis für sicherheitspolitische Fragen“, so der Chef der CDU-Fraktion. Die Bundeswehr zeige jungen Menschen, dass es mehr gebe als die eigenen Interessen.

Abgesehen davon, dass ich Politiker eher in der Pflicht sehe, staatsbürgerliche Werte1 zu vermitteln: Das hat in der BW auch immer so gut geklappt.

2006: Eine Boulevard-Zeitung veröffentlichte Fotos, die zeigten, wie Bundeswehrsoldaten in Afghanistan einen Totenschädel schändeten. So zeigte etwa eine der Aufnahmen einen Soldaten, der mit der rechten Hand stolz einen Totenschädel hochhält. Ein weiteres Foto zeigt einen Soldaten mit entblößtem Penis in der linken Hand, der gleichzeitig den Schädel mit der rechten Hand an sein Glied heranführt. Später gestanden mehrere Bundeswehrsoldaten aus Bad Segeberg, an der Schändung beteiligt gewesen zu sein. Insgesamt wurde gegen 20 aktive und ehemalige Soldaten ermittelt.

Die größten Skandale der Bundeswehr - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
http://www.ksta.de/archiv/die-groessten-skandale-der-bundeswehr,16592382,12043482.html#plx1537857963
2004: Misshandlungen in einer Ausbildungskompanie im westfälischen Coesfeld schockieren die bundesdeutsche Öffentlichkeit. Um das Verhalten bei Geiselnahmen zu trainieren, wurden Rekruten in der Freiherr-vom- Stein-Kaserne bei „Verhören“ gefesselt, getreten und geschlagen. Später wurden mehrere Ausbilder zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Die größten Skandale der Bundeswehr - Kölner Stadt-Anzeiger - Lesen Sie mehr auf:
http://www.ksta.de/archiv/die-groessten-skandale-der-bundeswehr,16592382,12043482.html#plx1104089774
And so on…

  1. von demokratischen Werten mal ganz zu schweigen []

Die Gefahr von Innen

Eine Immigranteninvasion über schwappt Deutschland, die viele Bürger mit sehr gemischten Gefühlen sehen. Ohne Zweifel ist es unsere humane Pflicht, Menschen, die in existentielle Not durch Krieg und politische Verfolgung geraten sind, zu helfen. Aber es ist ungemein schwer, diese von den Leuten zu unterscheiden, die aus rein wirtschaftlichen oder gar kriminellen Motiven in unser Land kommen. Wenn man die aktuellen Bilder der Flüchtlingswelle verfolgt, ist es nicht zu übersehen, dass viele junge, kräftige, meist muslimische Männer als Asylbewerber die Bundesrepublik Deutschland auserkoren haben, weil sie hier ideale Aufnahmebedingungen vorfinden oder das zumindest glauben.
Sicher brauchen wir angesichts unserer Kinderarmut gerade junge, gut ausgebildete oder zumindest integrationswillige junge Menschen, die auch in Zukunft unsere sozialen Systeme sichern helfen. Die Politik hat allerdings in der Vergangenheit nicht gerade bewiesen, dass sie eine gezielte Einwanderung zielführend zu managen weiß.
Viele der Männer kommen ohne ihre Familie oder Frauen und sicher nicht immer mit den ehrlichsten Absichten. Legt man unsere ethischen und moralischen Vorstellungen an, werden die Frauen in muslimischen Ländern nicht gleichberechtigt an gesehen und oft nicht gerade würdevoll behandelt. Es ist nur ganz natürlich, dass diese jungen, oft auch ungebildeten Männer auch ein Bedürfnis nach Sexualität haben. Vor dem Hintergrund ihrer Vorstellungen von der Rolle der Frau in ihren muslimischen Kulturen bleibt
die Frage, wie sie, ohne mit den Normen unserer Gesellschaft in Konflikt zu geraten, ihre Sexualität ausleben oder Partnerschaften in Deutschland anstreben können.
Mit einer undifferenzierten Willkommenskultur können wir diese Probleme nicht lösen und es gibt viele Frauen, die als Mütter heranwachsender Töchter die nahezu ungehemmten Einwanderungsströme mit sehr vielen Sorgen betrachten. Schon jetzt hört man aus vielen Orten in Gesprächen mit Bekannten, das [sic!] es zu sexuellen Belästigungen im täglichen Leben, vor allem in öffentlichen Verkehrsmitteln und Supermärkten, kommt.
Auch als verantwortungsbewusste Pädagogen stellen wir uns die Frage: Wie können wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen? […]
Ja, wir brauchen Einwanderung, aber die richtige Einwanderung, also ein Gesetz muss endlich in Kraft treten, dass dieses Problem endlich umfassend zu lösen hilft. Andere Länder wie die USA oder Australien sollten da als Vorbild dienen.
Es kann nicht sein, dass muslimische Familien verlangen, dass in deutschen Schulen ihre Wertevorstellungen vermittelt und ausgelebt werden können. Hinzu kommt noch, dass in sozialen Brennpunktschulen mit extrem hohen nichtdeutschen Schüleranteil Lehrerinnen und Lehrer beschimpft und sogar gedemütigt werden. Wir müssen unmissverständlich klarmachen, dass diejenigen, die zu uns kommen, sich unseren Grundwerten anzupassen haben und nicht umgekehrt. Beim Erlernen der deutschen Sprache kann unser Berufsstand sehr nützliche Arbeit im Sinne einer wirklichen Integration für die Flüchtlinge leisten. Die Fehler aus der Vergangenheit – besonders im Zuge der ersten Einwanderungswelle der späten fünfziger und frühen sechziger Jahre – wo in regelrechten „Ausländervierteln“ Parallelgesellschaften mit oft ungebildeter Arbeitnehmerschaft entstanden, deren Bewohner noch
dazu keine oder kaum Bereitschaft zeigten, sich wirklich ernsthaft integrieren zu wollen, dürfen sich keinesfalls wiederholen. Hier tragen wir alle die Verantwortung und mit Schwarz-Weiß-Malerei ist uns nicht geholfen.

Das hat nicht die AfD geschrieben, nicht die NPD, noch PI-News oder eine andere „Nicht-Lügenkresse“. Diese Worte, mit all ihrem komischen Duktus und ihren Fehlerchen, stammen von Dr. Jürgen Mannke, seines Zeichens Vorsitzender des Philologenverbandes Sachsen-Anhalt. Veröffentlicht hat Mannke das nicht irgendwo, sondern im Leitartikel der aktuellen Verbandszeitung, ganz offiziell. Auch seine Stellvertreterin Iris Seltmann-Kuke hat diesen „Leitartikel“ unterschrieben. Der Deutschlandfunk schreibt dazu: „Mannke wies gegenüber der Zeitung [der Mitteldeutschen Zeitung; C.H.] die Kritik zurück. Er bediene keine rassistischen Ressentiments. „Ich habe mir vor 1989 nicht den Mund verbieten lassen und tue das jetzt auch nicht“, sagte Mannke.“

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Laternen und dumme Menschen

Verehrte Leser, wer es bis zu diesem Punkt geschafft hat: eigentlich sollte dieser Eintrag kein Rant werden und eigentlich wollte ich mich auch nicht mit einem Rant zurückmelden. Beim Schreiben hat sich aber herausgestellt: ein Rant ist genau das, was ich gerade brauche. Diese tägliche Dummheit, die einem entgegenschlägt, ist manchmal einfach zu viel. Ich bitte um Verständnis.

So eine Fußnote. Vor fast genau zwei Jahren. Heute konnte man bei NWZonline lesen:

Pöbel-Attacke auf Oldenburger Kindergarten

Ja, was ist denn da los? Ganz einfach: Es gibt einen Laternenumzug. „Weil sie den Martinsumzug angeblich zum Laternenfest gemacht hat, bekommt eine Kita in Oldenburg hässliche Post aus der ganzen Republik. Die Wutbürger-Seele kocht.“

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Fußball Euer

Gestern eröffnete im Bremer Focke-Museum die neue Sonderausstellung „Fußball. Halleluja!“ Bereits am Donnerstag hatten Blogger aus der Region und Vertreter aus dem Bremer Fußball die Gelegenheit, sich die neue Ausstellung anzusehen.

Entstanden ist die Ausstellung in Kooperation mit dem Historischem Museum Basel und dem Amsterdam Museum, kuratiert wurde die Ausstellung für ihren Zwischenstopp in Deutschland vom wissenschaftlichen Volontär Jan Christoph Greim. Greim, selbst begeisterter Fußballfan, schuf für Bremen vier Stationen, die speziell auf den Bremer bzw. auf den Deutschen Fußball zugeschnitten waren. „Diese Anpassung an den jeweiligen Ausstellungsort war von Anfang an im Konzept der Ausstellung angelegt“, erklärt Greim. Zu den „deutschen“ Bereichen zählen u.a. das Nordderby und die „Four Holy Stars“, die vier gewonnenen Weltmeisterschaften 1954, 1974, 1990 und 2014.

Die Ausstellung

Fußball und Voodoo
Fußball und Voodoo

„Fußball. Halleluja!“ zeigt, was Fußball für die Fans bedeutet: Hingabe, die an Religion erinnert. Sei es der Fußballpokal, der neben dem kirchlichen Abendmahlkelch hängt, das BVB-Kreuz, welches wirklich in einer Kirche hängt oder der Reliquienschrein eines Fans mit der Träne Maradonnas. Für Nicht-Fußballfans – wie ich einer bin – ist die Ausstellung eine wahre Fundgrube des Kopfschüttelns und Schmunzelns. Aber nicht nur christliche Fußballfans üben sich in quasi-religiösem Eifer, auch die Anhänger anderer Religionen mischen Tradition und „Fandom“. Die Voodoo-Flasche aus Afrika ist eins der merkwürdigeren Exponate der Ausstellung.

Sortiert sind die Bereiche der Ausstellung nach einzelnen Headlines wie „Places of Worship“, „Rituals“ oder „Rivalries“. Aber nicht nur hier gibt sich die Ausstellung international. Alle Texte (mit Ausnahme der „Headlines“ sind  dreisprachig vorhanden: deutsch, englisch, französisch.

Die Gestaltung und der Aufbau

Der Ausstellungsaufbau
Der Ausstellungsaufbau

Die einzelnen Bereiche werden durch großformatige Fotowände abgegrenzt, die für sich schon einen Besuch wert sind. Die Fotoauswahl und vor allem die Bearbeitung sind äußerst gelungen. Jedes Foto strahlt unglaubliche Emotionen aus, was durch die Bearbeitung und die Farbgebung der einzelnen Bereiche noch verstärkt wird.

Jan Christoph Greim führte durch die Ausstellung.
Jan Christoph Greim führte durch die Ausstellung.

Jede Fotowand umgibt halbkreisförmig einen Bereich, in dem die eigentlichen Exponate untergebracht sind. Neben ein bis zwei Vitrinen gibt es in jedem Bereich noch einen Leuchtkasten mit Fotos zum jeweiligen Thema. Diese Leuchtkästen sind, durch die Bildbeschriftungen in drei Sprachen, etwas textlastig, aber trotzdem ein genaues Studium wert. Ergänzt werden die Exponate und Leuchtkästen teilweise durch Videoaufnahmen in Dauerschleife, für die man sich mit einem „Hörknochen“ den passenden Ton holen kann.

Der Ton macht die Musik

Am Eingang der Sonderausstellung stehen kleine „Audioguides“ zur Verfügung. Nach einer Registrierung mit Namen und E-Mailadresse (letztere wird z.B. für eine Fotostation benötigt) kann man sich mit den Guides an verschiedenen Punkten in der Ausstellung den nötigen Ton dazu holen. Aber damit nicht genug: Die Guides dienen auch als Fernbedienung für Quiz-Stationen und besagte Fotostation, zudem kann man sich am Ende seine „erspielte“ Punktzahl usw. zuschicken lassen. Die Bilder der Fotostation werden auch auf Flickr geteilt. 12 October 2015
Ob die Registrierung mit Namen und Mail und die Teilung auf Flickr optional sind oder ob man den Guide auch ohne die Registrierung nutzen kann, sind interessante Fragen, die ich leider vergessen habe zu stellen. 😉 Die Idee des „Paninibildes“ ist auf jeden Fall gelungen, nimmt sie doch einen weiteren Aspekt des Fußballs auf.

Kick it like…

Station bei "Focke kickt": Fußball-Kegeln.
Station bei „Focke kickt“: Fußball-Kegeln.

Ein Novum in Bremen ist die Abteilung „Focke kickt.“ „An den vorherigen Standorten gab es keine Möglichkeit, tatsächlich mal ein bisschen Fußball zu spielen“, erklärt Anne-Katrin Axt, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit am Focke-Museum. Aus diesem Grund hat sich das Bremer Museum für den Aufbau eines Fußball Parcours entschieden. Als offizieller Partner konnte der DFB gewonnen werden. Auf dem Parcour, der sich speziell an Kinder richtet, kann das persönliche Ballgefühl an acht Stationen getestet werden.

Fazit

Für Fußball-Fans ist die Ausstellung definitiv einen Besuch wert. Von der Hose Messies über die Schuhe Frings und WM-Trikots mit Blut- und Rasenflecken gibt es rein aus „historischer“ Sicht eine Menge zu entdecken. Aber auch wer mit Fußball nicht ganz so viel am Hut hat, sei ein Besuch der Ausstellung ans Herz gelegt. Die Texte und Exponate sowie die Liebe zum Detail eröffnen auch für „Uneingeweihte“ eine interessante Perspektive auf Fans und Fußballkult, zudem lockt das umfangreiche Rahmenprogramm mit einigen Highlights.

Einen zusätzlichen Absatz zum Thema „Blogger Relations“ und weitere Bilder gibt es bei Kultur-Hoch-N.

Konsequenter sein

Jüngst unterhielt ich mich mit dem Zyniker darüber, was das Problem ist, wenn Gutmenschen wie wir, das linke Komponistenpack, versuchen, mit rechten Dumpfpöblern zu reden. Warum es uns so schwer fällt, überhaupt zu verstehen, wo das Problem der Menschen ist, die gegen Flüchtlinge, Aslyanten, Migranten und einfach alles, was „Nicht-Deutsch“ ist, protestieren und hetzen. Wir verstehen die Prämisse der Gedanken überhaupt nicht. Wie der Zyniker sinngemäß sagte: „Wer auch nur einen Hauch von humanistischer Bildung genossen hat, kann nicht verstehen, wie man so menschenverachtend mit Menschen umgehen bzw. so über andere Menschen denken kann.“ Stimmt. Das ist nun aber kein Grund, es nicht zu versuchen und da geht das Problem los.

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ESC 2015 – Der LiveBlog

Barbra Streisand

Wer ein Beispiel für den Barbra-Streisand-Effekt haben möchte, muss aktuell nur nach Brake gucken. Bis Freitag interessierte sich fast niemand für den Besuch der niedersächsischen Kultusministerin in der Wesermarsch. Und dann kam eine Anordnung aus der Landesschulbehörde.

Nachdem gestern schon der NDR und die HAZ auf den Zug aufgesprungen waren, schleicht sich das Thema langsam in die sozialen Medien, zumindest in die Ecken, die irgendwas mit Bildung zu tun haben. So twitterte Herr Larbig, ein Redakteur der FAZ äußerte sich privat, ein Oldenburger IT-Nerd hat die Sache auch mitbekommen. Die JU Niedersachsen lässt sich das natürlich nicht entgehen, ein anderer Herr von der CDU auch nicht und hinzu kommen sicher noch Tweets, die ich dank fehlender Hashtags (#neuland) oder eindeutiger Worte nicht auf Anhieb gefunden habe.

Ohne die Löschaktion wäre es ein kritischer Artikel gegen Heiligenstadt mehr gewesen. Jetzt ist es ein Skandälchen. Dabei hat Frauke Heiligenstadt nicht viel falsch gemacht, die Anordnung kam aus der Landesschulbehörde.1 Die Begründungen dafür variieren, sind aber alle gleich merkwürdig. Gestern vergessen, jetzt nachgeholt, die Begründung gegenüber dem NDR:

„Vielmehr wurde dem Betrachter der Homepage fälschlicherweise vermittelt, dass es sich bei dem abgebildeten Geschehen um eine offizielle Veranstaltung im Rahmen der Gesamtverantwortung der Schule handeln würde“, so die Sprecherin. Ebenso sei die Meinungsfreiheit der Schüler des Gymnasiums nicht durch die Anordnung beschränkt worden.

Im Artikel wird nirgendwo erwähnt, wer die Proteste organisiert hat, aber hier hätte es ja ein kleiner Satz auf der Homepage getan. Dann wäre der unterstellte Eindruck verschwunden.

Jedenfalls richtet sich der Unmut jetzt gegen Heiligenstadt. Der Philologenverband gehört zu den wenigen, der es auch versteht, ordentlich in Richtung Landesschulbehörde zu feuern. Das hat sie insofern verdient, als dass sie es nicht geschafft hat, die Anordnung wieder rückgängig zu machen und eine vernünftige Erklärung abzugeben. Dies fordert auch Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbandes:

Audritz fordert in dem Schreiben das Kultusministerium auf, unmissverständlich klarzustellen, dass die Landesschulbehörde nicht auf seine Anweisung gehandelt habe, und die Behörde anzuweisen, ihr Vorgehen gegen den Schulleiter unverzüglich einzustellen und die Zensur der Homepage zurückzunehmen.

Etwas, was man auch am Freitag noch hätte erledigen können. In wichtigen Fällen geht das sogar bei Behörden schnell.

Nur eine Stunde mehr

Auch auf lokaler Ebene wird die ganze Sache natürlich auch von der Politik kommentiert.

Kommentar eines befreundeten Lehrers2: „‚Weltuntergangsstimmung wegen 1 Zeitstunde Std. zusätzlich‘? Ich könnte kotzen.“ In diesem Zusammenhang ist es tatsächlich erstaunlich, wie schlecht die Lobby der Lehrkräfte zu sein scheint.3 Die Politik scheint die Lehrerinnen und Lehrer dann besonders gut zu verstehen, wenn es sich um die Oppositionsparteien handelt, danach sind alle guten Vorsätze Schnee von gestern.4
An dieser Stelle wird es Zeit für einen kurzen Disclaimer: Ich habe mal im deutschen Bildungssystem gearbeitet. War nicht schön. Das deutsche Bildungssystem krankt an mehreren Stellen, woran alle Parteien ungefähr gleich viel Schuld tragen dürften.
Lost my train of thought…die Tage weiter, da kommt garantiert noch was.
  1. Auch da wohl nicht vom Leiter direkt, wie in meinem letzten Artikel gesagt. Aber wie beim Schulleiter des Gymnasiums auch: Leitung führt zu Verantwortung. []
  2. Ja, sowas habe ich noch. []
  3. Trotz dreier Verbände. []
  4. Ja, ich pauschalisiere hier bewusst. []

„Anstatt ihnen einen Maulkorb zu verpassen“

„Es wäre besser, sich mit der Kritik der Schulleiter auseinanderzusetzen, anstatt ihnen einen Maulkorb zu verpassen.“

So äußerte sich Frauke Heiligenstadt (SPD), damals noch nicht Kultusministerin Niedersachsens, über einen Vorfall zwischen Helga Akkermann und Elisabeth Heister-Neumann (CDU). Das war 2009. 6 Jahre später scheint sich das Blatt gewendet zu haben und Maulkörbe der neueste behördliche Trend zu sein.

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Kleinstadtgeister

Brake geht zu Grunde, da sind sich eigentlich alle einig. So ein paar Idealisten mag es noch geben, aber die sitzen alle an der falschen Stelle: nicht in der Politik. Tut mir leid. Zumindest gewinnt man diesen Eindruck, wenn man sich Ratsentscheidungen in letzter Zeit anguckt. Da wäre die Sache mit einem weiteren Einkaufsmarkt auf der grünen Wiese, um den es zwar ruhig geworden ist, für den es aber eigentlich einen entsprechenden Beschluss aus 2012 gibt:

Dem aus der Drucksache Nr. 106.1/2012 ersichtlichen Antrag auf Einleitung eines Aufstellungsverfahrens für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan im Sinne des § 12 Abs. 2 BauGB – nebst Ergänzungsschreiben des Antragstellers vom 19.11.2012, Drucksache Nr. 106.2/2012 – zur Ausweisung eines Sondergebiets Einzelhandel für das Grundstück Weserstraße/B 212 als planungsrechtliche Grundlage eines großflächigen Einzelhandelsbetriebes für Textilien, Schuhe, Sportartikel und Heimdekoration sowie eines Betriebes aus dem Bereich des Systemgastronomie wird zugestimmt.
Die erforderlichen Bauleitplanverfahren – Änderung des Flächennutzungsplans sowie Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans – sollen durchgeführt werden, sobald die für die jeweiligen Verfahrensschritte erforderlichen Unterlagen vorliegen.

Und das, obwohl seit Jahren gepredigt wird, dass man die Grüne Wiese (sprich: Weserstraße) eigentlich nicht noch mehr stärken will. Um das Bauvorhaben ist es seit 2013 ziemlich ruhig geworden, aber ich denke, da kommt demnächst was. Da soll nämlich noch was gebaut werden:

Bauvorhaben "Helfende Hände" in Brake.
Bauvorhaben „Helfende Hände“ in Brake.

„Wir“, das ist die Firma „Helfende Hände„, ein Pflegedienstleister. Wäre ja auch nur konsequent, wenn man da noch einen größeren Einzelhändler auf die Grüne Wiese setzt, dann setzt man die Menschen gleich hinterher. Der Umstand, dass zwei „helfende Hände“ auch im entsprechenden Gremium (Bauausschuss) sitzen, hilft da hoffentlich nicht bei der Umwidmung. Der Protest der Touristiker ist da durchaus nachzuvollziehen. Wie wichtig der Tourismus für die Stadt ist, wird regelmäßig in Gutachten usw. betont. Hoffentlich ist das auch dem Bauausschuss bekannt. Was aus den Plänen geworden ist, die Weserstraße in eine teilweise dreispurige Zufahrtsstraße zu verwandeln, frag ich mal lieber gar nicht. Ansonsten könnte man noch auf den Gedanken kommen, dass solche Pläne sich beißen und so.

Jüngst genehmigte der Rat übrigens die Umwidmung und Bebauung des Geländes einer ehemaligen Schule. Jetzt zieht da die Landessparkasse zu Oldenburg hin: „Wie berichtet, wird die LzO ihre Filiale in der Braker Innenstadt sowie die Bankstellen in Boitwarden und Ovelgönne aufgeben. Sie sollen an der Bahnhofstraße alle unter einem Dach vereint werden.“ Die Sparkasse („Schließlich ist es Ihr Geld“, „Unsere Nähe bringt Sie weiter“ und so) verschlechtert die ländliche Versorgung und ihre Rolle als „Frequenzbringer“ in der dahinsiechenden Innenstadt zu Gunsten eines hübschen Baus gerade außerhalb der Innenstadt. Die Politik kann da natürlich nur bedingt gegensteuern. EDIT: Frei nach dem Motto: Wahl zwischen Pest und Cholera, die LzO kann auch woanders bauen. /EDIT

Diese ganzen kleinen Elemente zeigen aber eines ganz deutlich: An Visions- und Konzeptlosigkeit scheint es nicht zu mangeln. Beschlüsse scheinen hier keiner Vision einer bestimmten Zukunft zu folgen, selbst Erhalt des Status Quo kann als Idee bezweifelt werden. Es nervt.