Wer ein Beispiel für den Barbra-Streisand-Effekt haben möchte, muss aktuell nur nach Brake gucken. Bis Freitag interessierte sich fast niemand für den Besuch der niedersächsischen Kultusministerin in der Wesermarsch. Und dann kam eine Anordnung aus der Landesschulbehörde.
Nachdem gestern schon der NDR und die HAZ auf den Zug aufgesprungen waren, schleicht sich das Thema langsam in die sozialen Medien, zumindest in die Ecken, die irgendwas mit Bildung zu tun haben. So twitterte Herr Larbig, ein Redakteur der FAZ äußerte sich privat, ein Oldenburger IT-Nerd hat die Sache auch mitbekommen. Die JU Niedersachsen lässt sich das natürlich nicht entgehen, ein anderer Herr von der CDU auch nicht und hinzu kommen sicher noch Tweets, die ich dank fehlender Hashtags (#neuland) oder eindeutiger Worte nicht auf Anhieb gefunden habe.
Ohne die Löschaktion wäre es ein kritischer Artikel gegen Heiligenstadt mehr gewesen. Jetzt ist es ein Skandälchen. Dabei hat Frauke Heiligenstadt nicht viel falsch gemacht, die Anordnung kam aus der Landesschulbehörde.1 Die Begründungen dafür variieren, sind aber alle gleich merkwürdig. Gestern vergessen, jetzt nachgeholt, die Begründung gegenüber dem NDR:
„Vielmehr wurde dem Betrachter der Homepage fälschlicherweise vermittelt, dass es sich bei dem abgebildeten Geschehen um eine offizielle Veranstaltung im Rahmen der Gesamtverantwortung der Schule handeln würde“, so die Sprecherin. Ebenso sei die Meinungsfreiheit der Schüler des Gymnasiums nicht durch die Anordnung beschränkt worden.
Im Artikel wird nirgendwo erwähnt, wer die Proteste organisiert hat, aber hier hätte es ja ein kleiner Satz auf der Homepage getan. Dann wäre der unterstellte Eindruck verschwunden.
Jedenfalls richtet sich der Unmut jetzt gegen Heiligenstadt. Der Philologenverband gehört zu den wenigen, der es auch versteht, ordentlich in Richtung Landesschulbehörde zu feuern. Das hat sie insofern verdient, als dass sie es nicht geschafft hat, die Anordnung wieder rückgängig zu machen und eine vernünftige Erklärung abzugeben. Dies fordert auch Horst Audritz, Vorsitzender des Philologenverbandes:
Audritz fordert in dem Schreiben das Kultusministerium auf, unmissverständlich klarzustellen, dass die Landesschulbehörde nicht auf seine Anweisung gehandelt habe, und die Behörde anzuweisen, ihr Vorgehen gegen den Schulleiter unverzüglich einzustellen und die Zensur der Homepage zurückzunehmen.
Etwas, was man auch am Freitag noch hätte erledigen können. In wichtigen Fällen geht das sogar bei Behörden schnell.
Nur eine Stunde mehr
Auch auf lokaler Ebene wird die ganze Sache natürlich auch von der Politik kommentiert.
Klassischer Fall von vorauseilendem Gehorsam seitens der Landesschulbehörde. Blöde Aktion!
Die Aussage, dass ein Abitur-Abschluss an der Gesamtschule das Gymnasium abwertet, ist allerdings auch nicht viel weniger dämlich. Zeugt aber auch von einer gewissen Instrumentalisierung der Schülervertreter.
Läuft … http://www.spiegel.de/schulspiegel/-a-1033188.html
Die „Instrumentalisierung“ hängt schlicht mit der „Parteizugehörigkeit“ des einen Schülersprechers zusammen 😉