Robin Wood Aktivistin Lena zeigt ihre Freude über die gelungene Protestaktion. (Foto: Claus A. Hock)

UmweltschützerInnen protestieren in Brake

Heute wurden wir auf eine Pressemitteilung aufmerksam, die besagte, dass seit dem Morgen UmweltschützerInnen von Robin Wood im Braker Industriegebiet gegen die Firma Wilmar Edible Oils protestierten. Natürlich hat es uns nach dieser Information ins Industriegebiet gezogen.

Robin Wood AktivistInnen im Gespräch. (Foto: Claus A. Hock)
Robin Wood AktivistInnen im Gespräch. (Foto: Claus A. Hock)

Ein Pulk von Menschen steht auf einer der Zufahrtsstraßen zur Firma Wilmar Edible Oils in Brake. Am Horizont sieht man das KKU und zwei rote Betonpyramiden blockieren eine der Einfahrten zum erst kürzlich erweiterten Raffineriegelände. Insgesamt fünf AktivistInnen haben sich im Inneren der schweren Betonpyramiden aneinandergekettet, um gegen Palmöl aus Raubbau zu demonstrieren. Als wir um kurz vor 15:00 ankommen, harren die UmweltschützerInnen schon etwa sechs Stunden aus. Lena und Benni, die an einer der Pyramiden angekettet sind, sind guter Laune und lassen sich gerne auf ein Gespräch ein. Sie erzählen, dass sie der letzte von insgesamt drei Posten seien, die den Weg für die LKWs von Wilmar versperren. Die anderen zwei Blockaden, die aus dreibeinigen Gestellen bestanden, seien schon durch Hebebühnen und Sondereinsatzkommandos geräumt worden. Die Pyramiden aber hätte noch niemand zu beseitigen versucht. Insgesamt fast 30 AktivistInnen waren es ursprünglich und der Verkehr konnte am Vormittag wohl empfindlich gestört werden.

Robin Wood AktivistInnen im Gespräch. (Foto: Claus A. Hock)
Robin Wood AktivistInnen im Gespräch. (Foto: Claus A. Hock)

In der Tat sehen diese Betonklötze sehr massiv aus. Auf die Frage nach dem Grund für diese Demonstration antwortet Benni: „Wilmar ist eine Firma, die Palmöl für verschiedene Verwendungszwecke, darunter auch für Lebensmittel- und Kosmetikproduktion, herstellt. Hier in Brake wird Palmöl für die Lebensmittelindustrie raffiniert.“ Die Herstellung dieses Öls sei das Problem. Um nämlich genügend Öl produzieren zu können würden in Indonesien und Afrika extrem große Flächen Regenwald abgeholzt1, was nicht nur den Regenwald zerstöre, sondern eben auch Tiere und Menschen ihres Lebensraumes beraube. Wilmar vertreibe die in den Regenwaldgebieten lebenden Menschen im Zweifel sogar mit Waffengewalt. Entschädigt würden die Vertriebenen erst nach massiven Anstrengungen seitens Menschenrechts- und Umweltorganisationen wie Robin Wood und diese Entschädigungen seien alles andere als akzeptabel. Der „Ersatz“ von vielfältigem Regenwald durch die Monokultur mache es außerdem auch auf Jahrzehnte unmöglich, wieder naturgemäß aufzuforsten, da der Boden völlig ausgelaugt werde. Die Raffinerie in Brake sei die zweitgrößte in ganz Europa und der Großteil des Öls werde an Unilever geliefert, das es dann weiter verarbeite.

Robin Wood AktivistInnen im Gespräch mit der Polizei. (Foto: Claus A. Hock)
Robin Wood AktivistInnen im Gespräch mit der Polizei. (Foto: Claus A. Hock)

Lena demonstriert aus Überzeugung. „Es macht mich wütend, wenn ich darüber nachdenke, dass wir ein Leben voller Konsumgüter auf Kosten anderer führen.“ Alle anderen Versuche, die Industrie zu beeinflussen, scheinen ihr machtlos. Die Blockade sei da vielversprechender, denn so müsse die Firma sich die Forderungen der DemonstrantInnen anhören. „So lange alles gewaltfrei abläuft, ist das ein gutes und gerechtfertigtes Mittel, den Druck auf Wilmar und die Lobby zu erhöhen.“ sagt Lena. Als letztes möchte sie noch an alle appelieren: „Setzt euch mit der Problematik auseinander. Versucht, Unilever-Produkte zu vermeiden. Konsumiert so, dass ihr es auch vertreten könnt. Werdet aktiv, informiert euch, demonstriert und schaut den großen Firmen auf die Finger!“

Die Blockade der Zufahrtswege fand durchaus ein mediales Echo, mehrere Pressevertreter, darunter auch Fernsehteams, waren vor Ort. Zumindest während unserer Anwesenheit war die Stimmung gut und auch der Dialog mit den Einsatzkräften der Polizei schien zu funktionieren.

Am Rande der Protesaktion erzählt ein Unterstützer, wie er vor kurzem selbst in Indonesien und Borneo war. „Ich hatte blöderweise eine Hängematte mit, konnte aber häufiger keine zwei beieinander stehenden Bäume finden.“ Diese sicherlich pointierte Zuspitzung deckt sich mit zahlreichen Berichten, die in den letzten Jahren zum Thema Palmöl bzw. Palmölanbau veröffentlicht wurden.2 Die globalpolitischen, -ökonomischen und -ökologischen Zusammenhänge sind dabei beachtlich.

Gegen 16:00 Uhr wurde die Blockade durch Robin Wood selbst aufgelöst.

  1. ca. 180.000 Hektar in Indonesien, laut Lena und Benni []
  2. Beispiele: Zeit, taz, 3sat []

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