Ich habe meinen Traumjob gefunden. Ich arbeite jetzt in der wichtigsten Wartehalle Deutschlands, ach was: der Welt! Hier kommen all die verkrachten politischen, gesellschaftlichen und auch ansonsten irgendwie gescheiterten Persönlichkeiten öffentlichen Interesses an und warten auf ihren Bus zurück auf die öffentliche Bühne.
Es ist Freitag. Nicht, dass das hier einen Unterschied machen würde. Die Wartehalle ist gut gefüllt, als plötzlich die Tür aufgerissen wird.
„Das ist Deutschland hier!“
„A…ch, Guido. Du bist’s. Hast dich auf dem Weg verlaufen, hm?“
Guido guckt sich um und läuft dann schnurstracks auf die Toilette zu.
„Guido, Guido! Da ist es zwar gelb, aber erstmal musst du dich hier eintragen!“ Ich wedele mit dem Anmeldeformular. Guido guckt sich um und läuft weiter ziellos durch die Halle, kuschelt kurz mit allem, was gelb ist und sieht ziemlich verloren aus. „Naja, der wird schon irgendwann hierher finden“, denke ich, als sich plötzlich ein Mann meinem Thresen nähert. „Guten Tag, könnte ich bitte eine Schere haben?“ Ich mustere die Figur eindringlich: Das Haar pomadengestärkt, das Lächeln gezwungen gewinnend, unter dem Arm einen Stapel Zeitungen. „Warum denn, KT?“ KT strahlt, während ich nach einer Schere suche und sagt: „Ich schreibe meine Biographie!“ Ich gucke zweifelnd und er zeigt mir die Zeitungen. Auf jeder der gesammelten Seiten steht mindestens ein Artikel über KT. Er hibbelt aufgeregt auf der Stelle rum. „Ich habe auch schon Buchdeckel. Die Seiten klebe ich einfach mit meiner Pomade zusammen!“ – „Du hast aber doch gar keinen Stift, wie willst du denn dann schreiben?“ Er wedelt mit den Zeitungen rum: „Was denkst du, wofür ich die Schere brauche?“ Ich zucke mit den Schultern und gebe ihm die Schere. „Der Kerner hat übrigens für dich angerufen, der Urlaub mit deiner Frau tut ihm gut. Er würde gerne ein Wartehallen-Special mit dir drehen, weiß aber nicht, wie er das finanzieren soll, jetzt wo du nicht mehr so einfach in die Bresche springen kannst.“ KT nickt und meint, er würde Kerner nachher mal anrufen. Da würde sich schon was finden.
Ich schnappe meinen Kaffee und seufze, da er schon wieder leer ist. Wie durch ein Wunder steht plötzlich Egon neben mir und bietet mir frisch gebrühten Kaffee an. Ich linse auf den Kaffeefilter, der da aus seiner Anzugtasche lugt, wo andere ein Taschentuch haben. „Na, hat Angelo endlich ein Auto?“, frage ich ihn. Er grinst und schüttelt den Kopf. Wir trinken Kaffee.
Könntest du vielleicht ne Putzkraft gebrauchen? Ich würde dort auch gern arbeiten. Dass ich Kaffee kochen kann, weißt du ja;-)
Du willst doch nur gucken, ob du hier jemanden kennst 😉