Augen auf!

Unser Innenminister Thomas de Maizière hat uns gewarnt. Deutschland stehen Anschläge bevor. Wann und wie genau, das kann nicht so genau gesagt werden. Panisch sollen wir auch nicht werden, wir sollen nur ein bisschen besser auf unsere Umgebung achten. Wie genau wir das tun sollen und auf was wir achten sollen? Das weiß keiner so genau, aber es gibt da verschiedene Ansätze. Berlins Innensenator Körting empfiehlt uns:

„Wenn wir in der Nachbarschaft irgendetwas wahrnehmen, dass da plötzlich drei etwas seltsam aussehende Menschen eingezogen sind, die sich nie blicken lassen oder ähnlich, und die nur Arabisch oder eine Fremdsprache sprechen, die wir nicht verstehen, dann sollte man glaube ich schon mal gucken, dass man die Behörden unterrichtet, was da los ist.“

Er bedauert die Äußerung zwar mittlerweile, aber andere Vertreter der SPD und anderer Parteien haben mit ihren eigenen Interpretationen nachgelegt.

„Nichts gegen Ausländer“, ja ne, ist klar. Extra3 ist aber so nett und zeigt auch gleich mal, nach welchem Feindbild wir hier eigentlich Ausschau halten.

„Potenzielle Terroristen haben es in Berlin echt nicht leicht, wenn sie das falsche Outfit haben.“ Dann können wir ja wirklich, wirklich nur hoffen, dass die Terroristen immer nur das richtige Outfit tragen.
Passend dazu stümpert Kristina Schröder munter weiter durch ihr Ministerium. Deutschenfeindlichkeit, Machogehabe, böse Religiösität. All das wirft sie zusammen, wenn Deutschlands engagierteste Kämpferin gegen Islamismus und Linksextremismus über eine neue, von ihr in Auftrag gebene Studie redet. Dann heißt es u.a.:

Schröders Ministerium hatte Studien zu den Rollenbildern junger Muslime in Auftrag gegeben. Die Ergenisse werden an diesem Freitag in Berlin vorgestellt. Demnach gebe es „einen Zusammenhang zwischen Religiosität, Machonormen und Gewaltgeneigtheit“. Religion sei Teil der Kultur, und Kultur präge Verhalten, so die CDU-Politikerin.

Diesen Zusammenhang gibt es tatsächlich, wie schon Küppersbusch bei der taz feststellt:

Schröder hat zuvor bereits eine Studie des Kriminologen Pfeiffer gegen dessen expliziten Widerstand so krummgedengelt, dass sie irgendwie zu ihren Thesen passt. Einen Zusammenhang zwischen Machogehabe, Gewaltneigung und Religiosität nennt man in Bayern Oktoberfest oder CSU, je nachdem.

Manchmal will man nicht mehr an Zufälle glauben, wenn man sich die Ereignisse in der Rückschau ansieht. Sarrazin, Schröder, de Maizière, Schröder. Wir schaffen uns unsere Feindbilder, aber nicht mehr so offensichtlich wie es früher vielleicht mal der Fall war, sondern nett durchs Hinterstübchen. Wer dabei vor allem ins Fadenkreuz der Aufmerksamkeit gerät, dürfte klar sein: Unschuldige Ausländer und Migranten. Terroristen lieben den Untergrund und machen wir uns nichts vor. Nur weil die Sauerlandgruppe vorher enttarnt wurde, bedeutet dies nicht, dass das Spiel mit allen (mutmaßlichen) Terroristen so einfach ist. Die Mechanik dabei ist verblüffend: Keiner sagt Muslime1 , aber sie sind schon gemeint, oder? Wer denn auch sonst? Die Terroristen des 11. September waren Muslime, ständig drohen irgendwelche Islamisten mit irgendwas und sehen dabei immer so schön klischeehaft aus.2 Die „Westler“ haben damit ein schönen Aufhänger für Assoziationen und Ängste. Ungeachtet der Tatsache, dass der Islam eine Glaubensrichtung ist und somit eigentlich überhaupt nicht an Äußerlichkeiten festzumachen ist. Außerdem: Die Chance durch einen Terroranschlag ums Leben zu kommen ist verschwindend gering. Die Gefahr in einen großen Unfall verwickelt zu werden dürfte größer sein und dennoch: Wir kultivieren unsere vagen Ängste bzw. hindern niemanden daran dies für uns zu tun.

Man könnte jetzt natürlich durch die weihnachtlichen Kaufhäuser ziehen und jeden Weihnachtsmann3 bei der Polizei anzeigen. Wenn ich das auf dem Weihnachtsmarkt tue, mit Verweis auf die Äußerungen der weiter oben dargestellten/zitierten Politiker, wer muss dann wohl die Rechnung für den Polizeieinsatz oder den Notrufmissbrauch zahlen?

Auch aktuell ganz verdächtig: Bei Schneefall laufen draußen mitten in der Nacht vermummte Gestalten durch die Gegend, die irgendein komisches Zeug auf die Wege streuen. Sehr, sehr verdächtig, wenn ihr mich fragt. Zur Sicherheit sofort die Polizei anrufen, aber auf keinen Fall eigenständig festsetzen! Es ist zu erwarten, dass solche Verrückten, die bei dem Wetter nachts auf die Straße gehen auch vor körperlicher Gewalt nicht zurückschrecken.

Weitere verdächtige Personen(kreise) bitte umgehend an die örtlichen Behörden melden.

  1. Körting sagt nur arabisch sprechende Menschen. []
  2. Sofern man von ihren Gesichtern überhaupt irgendwas sieht. []
  3. Große Tasche mit unbekanntem Inhalt, eine Art Schlagstock, langer Bart, eindeutig religiös motiviert. Je nachdem wie betrunken der Weihnachtsmann ist, versteht man auch nicht, was er so sagt. []

3 Gedanken zu „Augen auf!“

  1. Oh mein Gott!!!Ich wohne mit einem Terroristen zusammen!Gestern erst lief Christian mit Mütze und Schal vor dem Gesicht über den Dresdener Weihnachtsmarkt. Einen Rucksack hatte er dabei auch auf und sogar einen seltsam langen, zylinderförmigen Behälter hatte er da drin. Nachdem ich ihn aber demaskiert habe und ihm den Behälter entriss, stellte sich dieser als mit Glühwein gefüllte Thermoskanne heraus. Puuh! Noch mal Schwein gehabt!!!

  2. Oha…die Bundeswehr ist also auch schon unterwandert? In was für Zeiten leben wir nur? Aber gut, dass du deine demokratische Pflicht über deine persönlichen Befindlichkeiten stellst. Weiter so!

  3. Das Thema wurde außerdem auch sehr schön von der heute-show vom 26.11.2010 aufgegriffen, übrigens auch mit dem oberen Beitragszitat.

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