Einfach sein

So, auf geht es zum Wahlplakat von Sur l’eau, zu dem mir immer so granatenviel einfällt. Vor zwei Jahren sprangen Sur l’eau noch fröhlich in der Gegend rum und waren „Einfach anders als die anderen Hochschulgruppen“, vor einem Jahr ließen sie sich treiben und wollten eine bilinguale Uni, mehr studentische Selbstverwaltung und das Projekt 7 erhalten. Gleichgeblieben ist der Hauptslogan „Be different to be“ und der „Untertitel“ „Gegen die Gewalttat des Gleichmachens“ und das Bild, welches auch dieses Jahr wieder in etwas schwieriger zu erschließenden Sphären rumfliegt.

Wahlplakat von Sur l'eau zur Gremienwahl 2010, mit freundlicher Genehmigung. Zum Vergrößern anklicken.

Im Gegensatz zum letzten Jahr ist nur noch ein direkter Programmpunkt auf dem Plakat zu finden und zwar die Forderung nach mehr studentischer Mitbestimmung. Hauptslogan und Untertitel dominieren das Plakat, während es im Bildbereich dieses mal „kindlicher“ zugeht. Die Verknüpfung der Forderung nach einem Sein durch Anderssein mit dem Bild fällt zumindest mir dieses Jahr etwas leichter, da das „Anderssein“ durch das Vorhalten eines Schnurrbartes visualisiert wird.1 Einen direkten Bezug zum Universitätsleben kann man, abgesehen von der Forderung nach mehr Demokratie, immer noch nur schwierig herstellen. Die zuvorkommende NKOTB hatte zwar letztes Jahr folgendes gepostet:

“Gegen die Gewalttat des Gleichmachens” bezieht sich im Prinzip auf Adornos “Nichtidentisches”, eine Differenz, die beim Abstrahieren in Begriffen zwischen Sache und Begriff entsteht. die “Gewalttat des Gleichmachens” besteht darin, das Nichtidentische zu leugnen, zu ignorieren. im Prinzip könnte man sagen, dass mit Begriffen immer eine Art Zwangskollektiv geschaffen wird, das das Besondere des einzelnen Gegenstandes ausblendet.

den Begriff kennt natürlich nicht jede/r, darum steht da auf dem Plakat auch noch “be different to be”, was ja in die gleiche Kerbe schlägt.

aber genau im letzten Satz liegt der Hund begraben. Man muss immer noch ein gutes Maß an Abstraktionsarbeit leisten, um den universitären Bezug herzustellen und selbst dann mag sich manch einer fragen, welche Auswirkungen das denn nun genau auf die von Sur l’eau betriebene Hochschulpolitik haben wird. Auch im Wahlprogramm wird die Verbindung des Slogans mit dem Wahlprogramm nur bedingt deutlich. Dieser „Zwang“ über das Plakat nachdenken zu müssen, um es einordnen zu können, kann natürlich gewollt sein. Dafür spricht, dass es jedes Jahr so ist.2

Eingedenk der Forderung vom letzten Semester (Bilinguale Uni) hätte ich zwar ein bilinguales Plakat erwartet, welches über einen englischen Slogan und deutsche Programmpunkte hinausgeht, aber nun.

Was auch grundsätzlich schwierig zu verstehen ist, ist der scheinbar immer noch bestehende Verzicht auf eine Kandidatur für den Senat. Egal welche Probleme es da gibt, ein Verzicht mutet halt eingedenk der Forderung nach mehr Demokratie etwas merkwürdig an. Der Schritt mag nachvollziehbar sein, er mag auch gut begründet sein, aber auch der Senat ist ein, möglicherweise reformbedüftiges, Gremium der studentischen Mitbestimmung.

Sur l’eau verzichtet, wie die meisten Hochschulgruppen abgesehen von der LHG, auf einen Hinweis, auf welcher Liste sie zu finden sind. Liegt wahrscheinlich daran, dass eine Listennennung sich zumeist eh nur auf die Wahl zum Stura bezieht und damit dann gleich eine „Prioritätensetzung“ suggeriert wird, die vielleicht gar nicht vorhanden ist. Dafür wird gesagt für welche Gremien angetreten wird, was wiederum eine gewollte Demonstration der Prioritäten3 sein dürfte.

  1. Verknüpfung eines „männlichen Attributs“ mit einem kleinen Mädchen…ihr wisst, was ich meine. []
  2. Und ich mich jedes Jahr damit „quäle“. []
  3. Und vielleicht der personellen Besetzung. []

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