Imagine all the people

Und es ist wieder so weit, die Hochschulgruppen beginnen mit der Plakatierung für die Gremienwahlen. Fast schon traditionell hat auch dieses Jahr die GHG zuerst ihre Plakate aufgehängt. Nach Iwo Jima und Mondlandung geht es dieses Jahr in die Welt der Musik. Geographisch gehen wir von den USA nach Großbritannien. Das Foto wurde mir dieses Jahr freundlicherweise zur Besprechung zur Verfügung gestellt, so dass ich erstmal ohne Fotografien auskomme.

Plakat der GHG zur Gremienwahl 2010. Zum Vergrößern anklicken.

Dieses Jahr ist das Plakat in englischer Sprache verfasst, was allerdings an den Forderungen nichts geändert hat. Titel der diesjährigen Kampagne ist „IMAGINE“. Spätestens in Kombination mit dem gewählten Motiv wird deutlich, dass es sich dabei um eine Anspielung auf das Lied von John Lennon handelt. Diese Anspielung findet sich auch auf der Homepage der GHG wieder, dort heißt es:

„They may say we are dreamers but we are not the only ones.“

Dies ist eine Abwandlung einer Stelle aus dem Lied. Im Original heißt es:

You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one

Das Bildmotiv selbst ist eine Art Verdopplung des Covers von „Abbey Road“ der Beatles.

Der abgebildete Straßenübergang in der Abbey Road gehört wahrscheinlich zu den bekanntesten Straßenübergängen auf der ganzen Welt. Ob die GHG den Straßenübergang auf dem Hauptcampus auch so bekannt machen will? Ich weiß es nicht. Während allerdings die Szene auf dem Plattencover der Beatles eher vergleichbar ist mit der „Marschübung“ aus dem „Club der toten Dichter“, so erinnert die Gangart auf dem GHG-Plakat eher an Genesis mit „I can’t dance“.

Bei der GHG sind 13 Personen zu erkennen, obwohl es wahrscheinlich eher 16 sind. Ich glaube im Hintergrund werden 3 Personen mehr oder weniger verdeckt.1 Die Personen im Vordergrund sind alle weiblich, bei den Personen im Hintergrund kann ich nicht genau erkennen, ob es sich nur um männliche oder auch weibliche Personen handelt. Die nächste große Abwandlung zu den Beatles ist der Umstand, dass (nahezu?) jede Person auf dem Plakat der GHG etwas in der Hand hält. Vorne links beginnend:

Hinten links beginnend:

  • „Atomkraft? Nein Danke!“-Fahne
  • Fahrrad
  • [Hier ist, glaube ich, eine Person verdeckt]
  • Fußball/Ball (Okay, nicht in der Hand, sondern am Fuß)
  • Sonnenblume
  • Ein „Nazis? Nein Danke“-Plakat, ich denke das wird außerdem noch von einer verdeckten Person gehalten
  • Fahrrad
  • Sonneblume (Ja, die Person rechts vom Fahrrad hat was in der Hand)
  • [Die Person vor der Litfaßsäule hat scheinbar nichts in der Hand]
  • Fahrrad
  • Irgendwas grünes, Die Praktikantin meint Gießkanne

Die meisten der „Mitbringsel“ sind relativ leicht entweder den vier auf dem Plakat stehenden „Programmpunkten“ oder der „grünen“ Politik zuzuordnen. Landschaftsschutzgebiet, gegen Atomkraft, der Globus, die Gießkanne und wahrscheinlich auch die Fahrräder stehen für mehr Ökologie. Die Sonnenblume natürlich auch, die ist aber obendrein ja noch „das“ Symbol der Grünen, Bündnisgrünen und anverwandten Gruppen.2 Das ziemlich versteckte „Nazis? Nein Danke!“-Plakat gehört natürlich zum Programmpunkt „No Nazis!“, ein bisschen überinterpretiert könnte man auch den Globus zu diesem Programmpunkt rechnen: Weltgesellschaft und so.3 Das RCDS-Plakat stellt den Betrachter vor eine kleine Herausforderung. Meiner Meinung nach steht das Plakat zum Einen für den Programmpunkt „No Study Fees!“4 und zum Anderen wohl für eine Absage gegen die „attraktive Hochschulpolitik“, mit der der RCDS letztes Jahr ins Rennen gegangen ist.5 Das Plakat steht also nicht im engeren Sinne „für etwas“6, sondern muss deutlich stärker „abstrahiert“ werden. Gestützt wird diese Interpretation, wie ich finde, durch die Position und „Handhabung“ des Plakates. Während alle anderen Gegenstände entweder „natürlich“ benutzt werden oder aber mehr oder weniger deutlich hochgehalten und betont werden, wird das RCDS-Plakat eher „mitgeschleift“7 und auf dem Kopf stehend gehalten.

Der Fußball steht wahrscheinlich für Sport, gehört also irgendwie dem Feld „Ökologie“ an, oder ist einfach nur im Bild, weil bald wieder WM ist.8

Was bei dem Plakat allerdings die meisten Schwierigkeiten aufwirft, abgesehen von dem Punkt, dass es eh ziemlich überladen ist, sind der Dino und das Huhn im Vordergrund. Der Dino „beißt“ dem Huhn bzw. Hahn in die Schwanzfeder bzw. in den „Hintern“. Nun sind die beiden Figuren entweder ein nettes „Gimmick“, damit die Leute sich den Kopf über das Plakat zerbrechen oder aber es hat irgendeine tiefergehende Aussage. Für letzteres spricht, dass es nicht so unscheinbar drapiert ist, wie der Communicator im letzten Jahr. Für ersteres spricht der Umstand, dass ich mir nun schon seit geraumer Zeit den Kopf darüber zerbreche, was das bedeuten könnte. Dinosaurier sind ausgestorben, von daher könnten sie für etwas altes, nicht mehr zeitgemäßes stehen, wohingegen Hühner mit kräftigen Farben ja gerne für irgendwas biologisches, ökologisches herangezogen werden.  Steht der Dinosaurier, das „Fossil“, für fossile Brennstoffe, das Huhn hingegen für ökologische, im Sinne von regenerativen Energien? Warum beißt das Fossil dann? Sinnbild für Lobbyismus? Oder vielleicht doch eine Anspielung auf vegatarische Ernährung (Eier)? Ich hab keine Ahnung.

Abschließend bleibt zu sagen: wieder viele nette Details im Plakat versteckt, nur dieses Mal meiner Meinung nach etwas zu viel. Die Plakate in den letzten beiden Jahren bestachen durch gute, aber schnell zu erkennende Ideen. Dieses Jahr hingegen würde allein der Kampagnentitel Stoff genug für eine lange Interpretation geben, wenn man den kompletten Liedtext heranziehen würde.9 Positiv finde ich die Verwendung der englischen Sprache, wobei Zweisprachigkeit sicherlich nicht geschadet hätte.

  1. Das Fahrrad rechts hinten, von dem nur die Räder zu sehen sind, ist ein entsprechender Hinweis. []
  2. Danke an Lisa für den Hinweis, ich hab zuerst den Wald vor lauter Bäumen nicht gesehen. []
  3. Jaja, 42 Ecken, ich weiß. []
  4. Der RCDS ist für Studiengebühren. []
  5. Wie diese attraktive Hochschulpolitik genau aussah, kann man hier erahnen. []
  6. Selbst die „Nein Danke“-Plakate stehen ja für ein entsprechendes Engagement. []
  7. Ich vermag es gerade nicht auf den Punkt auszudrücken, vielleicht fällt mir noch was entsprechendes ein. []
  8. Wartet auf die Besprechung vom RCDS-Plakat! []
  9. Absage an Religion, Nation, Eigentum. []

2 Gedanken zu „Imagine all the people“

  1. Sehr schön 😀 ich glaub, dass der grüne(starke) Dino dem schwarz-rot-gelbem Huhn ganz einfach in den Arsch beißt … 😉

  2. mit den etwas zu vielen details muss ich dir recht geben. ansonsten eine sehr gutes review. grüße vom fotografen.

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