Die ersten Beziehungen, vor allem die erste längerfristige Beziehung, hinterlassen ja immer gewisse Spuren im Leben eines Menschen. Mit einem gewissen Abstand ist es dann auch ab und an egal, wie die Beziehungen in die Brüche gegangen sind oder was man sich alles an den Kopf geworfen hat und es bleiben fast nur noch ausgewählte Erinnerungssplitter übrig, in die man ab und an reintritt.1 Einen dieser Erinnerungssplitter hat mir gerade Lukas Heinser von Coffee and TV in den Weg gelegt. Im dritten Teil seiner sehr lesenswerten Serie „A Decade Under The Influence“ spricht er dieses Mal vom Jahr 2002 und unter anderem von einer Band, die ich selbst sehr schätze: kettcar. Ich zitiere einfach mal2 :
Dann sagte mir jemand, ich solle mir doch mal kettcar anhören. Weil meine Deutschpunk-Sozialisation allenfalls halbherzig verlaufen war, kannte ich Marcus Wiebusch vorher gar nicht von …But Alive und Rantanplan. Ich zog mir einfach ein paar Songs aus dem Internet und stieg entweder mit “Ich danke der Academy” oder “Im Taxi weinen” ein. Es wäre etwas übertrieben, von einem Erweckungsmoment zu sprechen, aber gepackt war ich sofort. Ich hatte in den Jahren zuvor recht wenig deutschsprachige Musik gehört und war sofort beeindruckt, wie wunderbar jemand auf Deutsch über Beziehungsenden und Selbstmitleid singen konnte und dabei weder nach Pur, noch nach den Toten Hosen klang. Ich suchte weiter nach MP3s und stieß auf “Genauer betrachtet” (bis heute mein Lieblings-kettcar-Song) und “Landungsbrücken raus”, das anderthalb Jahre später ganz klischeemäßig meinen ersten Besuch in Hamburg untermalen sollte. Am Ende des Abends hatte ich die komplette “Du und wieviel von Deinen Freunden” heruntergeladen, drei Tage später hab ich mir das Album dann brav im Plattenladen gekauft und es anschließend bei den Jahrespolls deutscher Musikmagazine überall zum Album des Jahres gewählt.
Nun erinnere ich mich nicht mehr genau daran, wann ich zum ersten Mal mit kettcar Kontakt hatte und gevotet habe ich auch nie. Trotzdem mag ich die Band und sehe sie hoffentlich auch irgendwann mal live. Obwohl ich nicht sagen kann, wann ich kettcar zum ersten mal hörte, was jedoch definitiv nach Rantanplan war, verbinde ich ein Lied von kettcar mit meiner ersten längerfristigen Beziehung. Der Grund dafür? Meine damalige Freundin und ich waren häufiger und immer wieder gerne in Hamburg und fast jedes Mal hieß es in der U-Bahn für uns: Landungsbrücken raus.
Irgendwann gegen Ende 2002 war dann Schluss mit der Beziehung, das Abitur war schon ein paar Monate her, die Weichen für’s weitere Leben waren gestellt3 und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen dachte ich mir häufiger:
Löschen und spul zurück, Löschen und spul zurück.
2002, the Year Schwachsinn broke,
Jenseits von cool und raus aus Selbstmitleid,
Will Sätze, die sagen, „Das war´s“.
Zum Glück hat sich der Fallschirm aber auch bei mir geöffnet und Hamburg liebe ich bis heute. Irgendwann werde ich auch wieder hinfahren, ich verspreche es dir. Bis dahin helfe ich mir mit Tomte, dessen folgendes Lied ich auch durch Coffee and TV kennengelernt habe. Wie sieht’s aus in Hamburg? Ist das Wetter noch intensiv, sind die Bars noch laut wie Kriege?
Das erste Lied von kettcar, das ich gehört habe war „48 Stunden“. Das war als ich mich noch von Radio Fritz habe wecken lassen. 🙂
*g*
ich bin mir relativ sicher, dass „Landungsbrücken raus“ das erste Lied war, was ich jemals von kettcar gehört habe…
Gefallen mir auch, beide Lieder
Mir fällt gerade auf, dass das kettcar Video gar nicht komplett ist…nichtmal auf der Seite von kettcar.