Von Flaschenzügen

Flaschenzüge sind uns allen spätestens aus dem Physikunterricht ein Begriff. Richtig eingesetzt können einem Flaschenzüge dabei helfen, schwere Lasten mit nur geringer Kraftanstrengung zu bewegen. Je mehr Umlenkrollen, desto mehr Weg muss zwar zurückgelegt werden, aber dafür verringert sich die aufzubringende Kraft. Praktisch eingesetzt habe ich einen Flaschenzug, soweit ich mich erinnere, nur zweimal. Einmal mit meinem Vater im Wald, als es darum ging gefällte Bäume zu bewegen und einmal, um die Jugendlichen in der Jugendfeuerwehr zum Staunen zu bringen. Damals haben ein Bekannter und ich aus „Langeweile“ einen Flaschenzug gebaut und mit den jüngeren Kindern aus der JF gewettet, dass wir es schaffen dieses Fahrzeug mit bloßer Muskelkraft aus der Halle zu ziehen. Geglaubt haben sie uns natürlich nicht, dementsprechend groß waren die Augen. Als Fixpunkt diente damals ein anderes Fahrzeug, nur leider weiß ich nicht mehr wie viele Rollen wir benutzt haben. Lustig war es allemal.

Aber auch in anderen Bereichen ist immer mal wieder die Rede von Flaschenzügen. In diesem Fall rede ich von Liedern und den merkwürdigen Geschichten, die sich um die Verwendung von Flaschenzügen drehen können. Das Lied zum Thema, welches mir persönlich am Längsten bekannt ist, ist „Paddy’s Sick Note“. Geschrieben wurde das Lied ursprünglich, soweit ich weiß, von Pat Cooksey, welcher zB auch „The Reason I Left Mullingar“ schrieb. Wer mich kennt, der kann sich denken, von wem ich das Lied zum ersten mal gesungen gehört habe: The Dubliners, genauer gesagt Sean Cannon. An dieser Stelle ein kleiner Mitschnitt aus einem Konzert in Deutschland. Besonders liebenswert sind ünrigens auch die Einleitungen der Dubliners, egal ob englisch oder, wie in diesem Fall, englisch/deutsch.

Cooksey schreibt zu dem Lied auf seiner Homepage:

I wrote this song almost 35 years ago and it literally went round the world. Meanwhile there are dozens different titles to it, such as „The Barrel Song“, „The Excuse Note“, „The Sick Letter“ – you name it. The original Cooksey version of it is sung to the traditional Irish tune „In the Garden Where the Praties Grow“.

Er hat Recht, das Lied ging wirklich um die Welt und das in doch recht unterschiedlichen Varianten. So las z.B. auch Manfred Krug in der DDR Veranstaltungsreihe „Lyrik – Jazz – Prosa“ den Text „Der Flaschenzug“ vor. Etwas verändertes Setting, aber an sich das gleiche Stück.

Nun wurde „The Sick Note“ allerdings 1969 verfasst, wohingegen Manfred Krug schon 1965 „Der Flaschenzug“ las. Hier wird der Plattentext zitiert, in dem es heißt:

DER FLASCHENZUG
(anonym; aus dem Band „Das Tier lacht nicht“,
Eulenspiegel Verlag, Berlin 1965)
Sprecher: Manfred Krug

Dementsprechend muss die Grundidee für das Lied wohl noch weiter zurück reichen. Cooksey schreibt zu seinem Lied u.a.:

It is generally assumed that I based this song on Gerard Hoffnung’s wonderful address to THE OXFORD UNION in 1958. This is not correct.

Auch wenn dies nicht korrekt ist, wollen wir trotzdem einmal einen Blick auf THE OXFORD UNION werfen. Bei „The Oxford Union“ handelt es sich um eine Rede von Gerard Hoffnung, in der u.a. „Bricklayer’s Lament“ vorkommt. Eine ziemliche Ähnlichkeit zu „The Sick Note“ ist auch hier offensichtlich. Zum Vergleich:

The Bricklayer’s Lament datiert zwar schon vor der Lesung von Manfred Krug und der entsprechenden Veröffentlichung im Eulenspiegelverlag, aber Cooksey selbst sagt ja, dass er seine Inspiration nicht bei Hoffnung fand, sondern:

The recitation in a more simple form dates back to the English Music Hall’s of the 1920’s and was printed in the Readers Digest in 1937 in the form of a story.

Cooksey nennt als Beleg für diese frühen Formen Dick Gaughan, einen schottischen Folksänger. Leider finde ich auf seiner offiziellen Homepage nichts dazu. Dementsprechend kann ich auch nicht sagen, woher der anonyme Schreiber, den Manfred Krug zitiert, seine Inspiration hatte. Hoffentlich freut sich der eigentliche Urheber des Textes genauso über die Popularität seiner Idee, wie sich Cooksey über die Popularität seines Liedes freut.

The song is unique in as much as it appears under such a galaxy of titles but is always the same song. Its worldwide popularity, with over 100 recordings to date, is indeed a wonder to me when I think back to it’s humble beginnings in The Dyer’s Arms, in Coventry. I am naturally delighted that so many wonderful artists have recorded and performed my song over the years and I am proud that the song has given so much pleasure to so many people. Long may it continue to do so.

Ich meine übrigens, dass Mike Krüger auch mal eine Version gesungen hat, jedoch finde ich diese gerade nicht.

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