Gang&Dong? Rigga Ding Dong?

Anfang des Jahres schrieb ich einmal kurz etwas zu der geplanten Imagekampagne für die ostdeutschen Hochschulen „Studieren in Fernost„. Diese Woche hat diese Kampagne auch meine Uni erreicht, denn es gibt jetzt das Video zur Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg online. Unter dem vielsagenden Titel „Der Erfinder des Vakuums und die Hosen von Bruce Lee“ findet sich dieses hübsche Kleinod, welches Schüler im entsprechenden VZ für ein Studium an der Uni Magdeburg begeistern soll. Ich beurteile dieses Video jetzt losgelöst von den anderen Werbevideos. Warum? Ich gehöre augenscheinlich nicht zur Zielgruppe und kann „Gang & Dong“, die Protagonisten dieser Werbevideos, nur in sehr, sehr begrenzten Dosen ertragen. Wer meint es besser zu ertragen, der kann sich das Video natürlich auch komplett angucken.

Die ersten 75 Sekunden werden dem obligatorischen Intro gewidmet, gefolgt von Informationen zu unserer Unibibliothek und Otto von Guericke. Dieser himmelarschundzwirnt ein bisschen und erwähnt u.a., dass er das Vakuum entdeckt hätte. Dazu kommen wir später noch. Informationsstand bisher (nicht unbedingt in Reihenfolge):

  • Es gibt in Magdeburg eine Universität
  • Benannt ist diese nach Otto von Guericke
  • Unsere Bibliothek hat eine Auszeichnung bekommen1
  • von Guericke war: Diplomat, Tierarzt, Physiker, Entdecker des Vakuums
  • Steffi Lange arbeitet in der Bibliothek
  • Die Bibliothek hat Sachen über/von Otto von Guericke

Danach geht es irgendwie mit Campus TV, merkwürdigen Magdeburger Halbkugeln, saugenden Köchinnen und dem Vakuum weiter. Dazu gibt es noch die Hosen von Bruce Lee und riesige Schneebesen. Dazu ein „Lied“, in dem es u.a. heißt: „He was the inventor of the vacuum.“ Inventor heißt bekanntlich „Erfinder“. Auch die Überschrift zum Video betitelt von Guericke als „Erfinder“ des Vakuums. Ich persönlich finde das merkwürdig. Kann man so etwas wie ein Vakuum erfinden? Oder kann man es eher entdecken? Haarspalterei? Ich weiß es nicht.

Ab 2:40 geht es dann um den „Super Student“. Was auch immer. Ausgewählt wird eine junge Dame, die danach auf’m Sofa rumsitzen darf, während ein anderes Mädel aussieht wie Otto. Alternativ ein bisschen wie Guy Fawkes, für die Briten unter uns. Dann noch sinnlose Musik, etwas Rumgehopse und Ende vom Film. Erkenntnisse:

  • Es gibt in Magdeburg eine Universität
  • Benannt ist diese nach Otto von Guericke
  • Unsere Bibliothek hat eine Auszeichnung bekommen2
  • von Guericke war: Diplomat, Tierarzt, Physiker, Entdecker des Vakuums
  • Steffi Lange arbeitet in der Bibliothek
  • Die Bibliothek hat Sachen über/von Otto von Guericke
  • Die Uni hat eine Mensa
  • Wir haben Campus TV
  • Wir haben einen Hörsaal
  • Wir haben Köchinnen
  • Irgendjemand hat riesige Schneebesen
  • Irgendwas mit Vakuum

Befriedigend, oder? Der Begleittext zum Video gibt auch nicht viel her.

Otto von Guericke, Erfinder des Vakuums und Namensgeber der Magdeburger Universität, meldet sich mit Kraftausdrücken aus dem Jenseits, Gang & Dong beschwören den Geist von Bruce Lee und kassieren eine Kelle vom Vakuum. In gewohnt rasanter Art führen uns die beiden Protagonisten durch die Universität Magdeburg und lassen sich auch von gefesselten Köchinnen in der Mensa nicht irritieren.

Soso, das war also eine Führung durch die Uni. Naja, wenigstens wurden alle Studiengänge gleich wenig erwähnt. Insgesamt hat der Bericht von Campus TV mehr Informationswert:

Da sieht man übrigens auch, dass scheinbar jemand interviewt wurde. Sieht man im fertigen/bisher veröffentlichten Video nicht, aber gut. Und der „Super Student“ heißt Constanze und kommt ursprünglich aus Bayern. Juhu!

Das alles wäre ja noch zu verschmerzen, wenn die Infoseite zur Uni Magdeburg bei „Fernost“ etwas mehr wäre, als ein Spiegel der Unterpunkte auf der offiziellen Uniseite.3 Ich wünsche mir wirklich auf dem Immatrikulationsantrag den Punkt: Hast du dich auf Grund der „Studieren in Fernost“ Kampagne für uns entschieden?“ Oder alternativ machen die studentischen Vertreter in den Einführungstagen eine entsprechende Umfrage. Ich lasse mich ja gerne noch vom Gegenteil überzeugen, bisher riecht das alles aber nach rausgeworfenem Geld, welches an den Unis besser aufgehoben wäre.

Und als krönender Abschluss noch das Lied, an das ich bei „Gang & Dong“ immer denken muss:

Der Chemnitzblogger hat übrigens auch noch neue Erfahrungen mit der Kampagne gemacht. Der hat aber wenigstens irgendwie Kontakt mit denen. Die Bekanntheit bei schon Studierenden hier in MD dürfte nahezu null sein.

  1. Im Punkt „Effizienz“. Fragt mal nicht nach der Lautstärke in unserem Hühnerstall! []
  2. Im Punkt „Effizienz“. Fragt mal nicht nach der Lautstärke in unserem Hühnerstall! []
  3. Okay, okay. Sie verlinkt auch noch auf magdeburg.de und Urbanite. Ganz großes Tennis. []

11 Gedanken zu „Gang&Dong? Rigga Ding Dong?“

  1. WTF? Also wenn schon jemand der hier studiert nichts kapiert, wie soll das erst SchülerInnen gehen?!
    *kopfschüttel* Ich glaube ich bin zu alt. Jedenfalls kann ich den Sinn der Kampagne nicht verstehen 😉

  2. Die Kampagne steht unter der Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Forschung und Bildung. Entsprechende Ministerin ist Schavan. Schavan gehört zur CDU. Das ist eine christliche Partei. Da musst du nichts verstehen, du musst es nur glauben! (frei nach Pispers)

  3. Hallo Flint,
    unsere Idee war, einen bunten, schrillen Film zu machen, der Jugendliche anspricht und Spass macht. Wie würde denn Dein Film aussehen? Ein Informationsgewitter über die Uni Magdeburg? Uns gefällt der frische Wind von Gang & Dong.
    Beste Grüße
    Lisa vom Team Fernost

  4. Informationsgewitter sicher nicht…aber irgendeine wichtige Information über die Uni wäre doch sicher drin, oder? Die Informationen über von Guericke sind ja gut und schpön, aber ein oder zwei Sätze zum Studienangebot oder den Besonderheiten (zB Lehrstuhl für Menschenrechte) würden Jugendliche vllt. nicht nur ansprechen, sondern ihnen auch was nützen.

  5. Du hast vollkommen recht, das sind die Informationen, die Schüler zu einem Studium an einer bestimmten Uni bewegen können. Aber die Kampagne mit ihren Filmen schafft die nötige Aufmerksamkeit, dass Schüler das Studienangebot überhaupt wahrnehmen, von einer FH Lausitz überhaupt hören.
    Die Möglichkeit, im Osten zu Studieren ist gerade für Schüler aus den alten Bundesländern sehr weit weg. Die Kamapgne will diese Möglichkeit bewusster machen, der Türöffner sein. Studienangebot und -beratung, das leisten die Hochschulen und die Kampagne leitet dahin.
    Beste Grüße
    Lisa vom Team Fernost

  6. Naja…eine Art „Eye-Catcher“ bietet die Kampagne garantiert. Und sicher weißt die Kampagne auch auf Ostdeutsche Hochschulen hin. Trotzdem bleibt es eine gut bezahlte Kampagne, die erstmal nichts mit den Hochschulen zu tun hat. Die Studiensuchmaschine ist überfrachtet bis zum geht nicht mehr und die Informationsseiten auf fernost zu den einzelnen Universitäten bleiben oft reine Spiegelungen der offiziellen Uni-Seiten. Bsp. die Infoseite zur OvGU: Mehr als eine minimale Vorstrukturierung bietet die Seite nicht. Es bleibt also (leider) der Eindruck, dass viel heiße Luft mit nur wenig Mehrwert produziert wird.
    Die Seite der Hochschulinitiative „verwertet“ hingegen schon mehr Content zu den einzelnen Unis…

  7. Es liegt in der Natur der Kampagne, dass einige Maßnahmen nicht für alle sichtbar sind. So befindet sich z.B. das Herzstück der Kampagne bei schülerVZ, dem Netzwerk unserer Zielgruppe. Hier gibt es neben der Studiensuchmaschine 44 Hochschulgruppen, die von sog. Campus Spezialisten moderiert werden. Das sind alles Studenten an der jeweiligen Hochschule, die sich bestens auskennen und die Fragen der Schüler beantworten oder an passende Ansprechpartner weiterleiten.
    http://www.studieren-in-fernost.de ist ein Teil der Kampagne, genauso wie die Filme, die Wettbewerbe oder Gang&Dong. Aber darüber hinaus gibt es noch viel mehr. Und nicht nur heiße Luft… 🙂
    Liebe Grüße
    Lisa

  8. *überflieg*
    ja, scheint interessant zu sein. ich werd es heute noch lesen, versprochen. Habe übrigens festgestellt, dass ich einen der Campus Spezialisten Magdeburgs tatsächlich kenne…

    Jedenfalls schonmal vielen Dank für den Link und ich verspreche, dass ich es mir in Ruhe durchlesen werde.

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