Grüne Mars…äh…Mondmenschen (Update!)

So langsam hängen sie, die Wahlplakate für die Gremienwahl. Wie auch schon im letzten Jahr legt die GHG Magdeburg mit einem Plakat vor, welches wohl nur schwerlich von den anderen Hochschulgruppen zu toppen ist. Rein technisch finde ich das Plakat sehr gelungen, allerdings gibt der genaue Inhalt mal wieder Rätsel auf.

Letztes Jahr startete die GHG mit einem DDR-Iwo Jima Mash-Up in den Wahlkampf. Als Erinnerung hier noch einmal ein Bild vom entsprechenden Plakat.

Plakat 2008 (Für größere Ansicht anklicken)
Plakat 2008 (Für größere Ansicht anklicken)

Dieses Jahr bemüht sich die GHG um eine zum Teil ähnliche „Stoßrichtung“. Geblieben ist die Orientierung an der ereignisreichen, amerikanischen Geschichte. Allerdings geht es dieses Mal weniger irdisch zu.

Wahlkampfplakat der GHG MD zur Gremienwahl 2009
Plakat 2009 (Anklicken für größere Ansicht)

Anstatt einer Anspielung auf Iwo Jima ist nun ein Teil der Magdeburger Universitätsbibliothek zu sehen, die in eine Mondlandschaft1 versetzt wurde. Auf dieser Mondlandschaft stehen die verschiedenen Kandidaten der GHG in verschiedenen Posen umher. Das Bild selbst ist in Grautönen gehalten, abgesehen von der Fahne und der Erde im Hintergrund. Auf dem Bild selbst ist der großbuchstabige Schriftzug „Pollmann, wir haben ein Problem…“ zu lesen. Uni.-Professor Dr. Klaus Erich Pollmann ist der Rektor der Universität Magdeburg. Auf der grünen Umrandung, im unteren Teil, werden noch, wie im letzten Jahr, kurz prägnante „Programmpunkte“ genannt. „Mehr Ökologie! Mehr Demokratie! Gegen Studiengebühren! Gegen Nazis!“ Daneben findet sich, auf dem Bild schlecht zu erkennen, das Missionswappen der Apollo 11 Mission. Das Wappen wurde leicht verändert, denn über dem Adler steht nicht mehr „APOLLO 11“, sondern „GHG MD“. Außerdem findet sich auf dem grünen Grund noch das eigentliche GHG Wappen, der Termin der Gremienwahl und die Nummer der Liste (3).

So weit zur Beschreibung, nun bleibt die Frage was uns die GHG damit sagen will. Zuerst einmal eigene Überlegungen, dann werfen wir einen Blick auf das „mission  statement“ der GHG.

Was mir, neben den Apollo Anspielungen, als erstes aufgefallen ist, ist der Umstand, dass nur weibliche Personen2 mit der „Hand auf dem Herz“ vor der Fahne stehen.3 Im Hintergund stehen sowohl Männer, als auch Frauen, auf die Fahne einschwörend aber halt nicht. Während im letzten Jahr noch Männlein und Weiblein gemeinsam bemüht waren die Fahne aufzurichten, scheinen nun die Frauen das Zepter in der Hand zu haben. Also zumindest vier der Frauen. Die anderen stehen ja noch relativ unentschlossen, zum Teil mit Händen in den Hosentaschen, im Hintergrund herum.

Außerdem gibt, wenn man genauer drüber nachdenkt4 der Spruch Rätsel auf. „POLLMANN, WIR HABEN EIN PROBLEM…“ spielt in Verbindung mit der Mondlandschaft eindeutig auf das berühmte „Houston, wir haben ein Problem…“5 der Apollo 13 Mission an. Bei dieser Anspielung sollte man aber die Sprechsituation bedenken, in der „Houston, wir haben ein Problem…“6 gesagt wurde: Das Problem lag in diesem Fall bei der Apollo Mission und nicht bei der Kommandostelle in Houston. Lovell, Swigert und Haise hatten das Problem, bzw. bei ihnen und ihrer Ausrüstung lag der Fehler. Übertragen auf das Plakat könnte man also sagen, dass die GHG ein Problem hat, bzw. der Fehler bei der GHG liegt und nicht bei der „Einsatzleitung“ Pollmann. Gab es jetzt schwere, technische Störungen innerhalb der GHG und die Uni-Führung wird darüber informiert? Manche mögen dies sofort bejahen7 , allerdings ist das wahrscheinlich nicht die Intention gewesen. Wahrscheinlicher ist es, dass die GHG den Rektor zu Gespräch auffordert oder ihn zumindest darauf hinweist, dass es Probleme gibt. Pollmann, wir haben ein Problem und sollten dies lösen.“, oder etwas in der Richtung. Trotzdem vielleicht ein etwas unglücklich gewähltes Zitat.

Warum das Abzeichen der Apollo 11 Mission genommen wurde und nicht das Insignium der Apollo 13 Mission, von der der Spruch ausgeliehen wurde erschließt sich auch nicht direkt. Wahrscheinlich waren nur die erste Mondlandung und die „succesfull failure“ Mission im Kopf geblieben. Wobei die erste Mondlandung auch noch zum „Space Race“ gehörte und somit Bestandteil des Kalten Krieges ist. Aber die Interpretationen führen dann wirklich zu weit.

An dieser Stelle empfiehlt sich ein Blick auf die HP der GHG, wo ein bisschen was zum Plakat gesagt wird. Ich zitiere:

Seit dem 30. April 2099 sind auf dem Campus der Otto-von-Guericke-Uni viele grüne Plakate zu entdecken. Darauf zu sehen sind Studierende, die sich auf den Listen der GHG für Mandate in den studentischen Gremien bewerben. Sie sind die Crew der Grünen Zukunftspolitik, die auf dem Campus gelandet ist. „Pollmann, wir haben ein Problem…“ funken sie an die verstaubte Verwaltung der Universität. Mit ihren Konzepten für eine ökologischere, demokratischere und gerechtere Uni ist die GHG der Uni-Realität oft Lichtjahre voraus.

Auch wenn die GHG scheinbar etwas zu zukunftsorientiert ist8 , so bestätigt “ ‚Pollmann, wir haben ein Problem…‘ funken sie an die verstaubte Verwaltung der Universität“ wohl die These von weiter oben. Allerdings wird auch nahegelegt, dass Pollmann oder zumindest seine Verwaltung ein Teil dieses Problems sind. Mit welchen Konzepten die Hochschulgruppe der Uni-Realität nun genau „oft“ um „Lichtjahre“ voraus ist, wird nicht so genau gesagt, ist aber nun auch nicht weiter wichtig. Wirkliche Inhalte werden auch im Gremienwahlkampf nur am Rande erwähnt. Weiter geht es im Text folgendermaßen:

„We choose to bring a man on the moon…“ brachte einst John F. Kennedy den Glauben an die Kraft einer Vision auf den Punkt. Wir glauben an die Kraft unserer Vision […]. Wir sind gekommen um mitzuerleben, wie unsere Vision Wirklichkeit wird! Deine Stimmen zählen.

„We choose to bring a man on the moon…“ ist, wie der Zyniker so schön anmerkte, „nicht das richtige Zitat, verdammt! Sondern einfach die ins englische übersetzte deutsche Grammatik.“ Das mit dem Zitat habe ich auch selbst rausgefunden. „We choose to bring a man on the moon…“ scheint eine Mischung aus zwei verschiedenen Teilen der Rede von JFK an den Kongress zu sein. Beide Teile kann man bei Wikipedia nachlesen. Ich vermute das falsche Zitat könnte aus den hervorgehobenen Teilen stammen:

First, I believe that this nation should commit itself to achieving the goal, before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth. No single space project in this period will be more impressive to mankind, or more important in the long-range exploration of space; and none will be so difficult or expensive to accomplish.

und

We choose to go to the moon in this decade and do the other things, not because they are easy, but because they are hard, because that goal will serve to organize and measure the best of our energies and skills, because that challenge is one that we are willing to accept, one we are unwilling to postpone, and one which we intend to win, and the others, too.

Und die letzte in einer ganzen Reihe Fragen: Wieso sind sie „gekommen um mitzuerleben, wie [ihre] Vision Wirklichkeit wird“? Die GHG ist doch nicht gerade erst hier gelandet. Oder doch? Wenn ja, wem hab ich dann die Magenkrämpfe auf Grund des miesen Fair Trade Kaffees zu verdanken? Doch kleine grüne Männchen? Hilfe?

Mal gucken mit was uns die anderen Hochschulgruppen so beglücken. Bisher hängt nur der RCDS und das Plakat muss ich erst noch fotografieren.

Nachtrag 1. Mai: Hier findet sich das Plakat mittlerweile in besserer Auflösung als pdf. Ansonsten arbeitet die GHG immer noch im Jahre 2099, unterschreibt den weiter oben zitierten Text aber mittlerweile mit „GHG Mission Control“. Außerdem wurde ich von einem Mitglied der GHG darauf hingewiesen, dass ich doch tatsächlich einen „Suchbild-Gimmick“ übersehen hätte. Dank der so eben verlinkten Plakatversion und ein bisschen Sucherei habe ich das Gimmick dann aber doch gefunden. Durch das Gimmick kommt auch gleich eine neue Interpretations- und Anspielungsebene hinzu. Man muss sich die vier jungen Damen genauer angucken.

Plakatausschnitt GHG 2009
Plakatausschnitt GHG 2009

Hier genauer die zweite Dame von rechts und ihre linke, an der Seite herunterhängende Hand.

Star Trek
Star Trek

Sie hält etwas in der Hand, was man auf den ersten Blick für ein komisches Handy halten könnte, aber tatsächlich handelt es sich um einen Star Trek Communicator aus Kirks Zeiten, wie man ihn hier sehen kann. Aus diesem Grund bekommt auch die Geste der 4 möglicherweise eine neue Bedeutung. Ab „The Next Generation“, also nach Kirk, waren die Kommunikatoren links, kurz über Herzhöhe an den Uniformen angebracht. Zum Herstellen einer Verbindung musste man diesen mit der Hand kurz berühren. Da der Kommunikator links sitzt, nimmt man dazu üblicherweise die rechte Hand. Ähnliches sieht man auf dem Plakat, was auch zu „funken sie an die verstaubte Verwaltung der Universität“ passen würde. einziger kleiner Fehler dabei wäre: Bei „The Next Generation“ funkt auch in einer Gruppe immer nur einer. Müssen mehrere funken, dann tun sie dies nacheinander und nicht gleichzeitig.9

  1. Gut zu erkennen an der Erde im Hintergrund. []
  2. Also grüne Mondfrauchen… []
  3. Die salutieren nicht, aber gibt es ein einzelnes Wort, welches ausdrückt, was sie tun? []
  4. Was der Zyniker netterweise getan hat. []
  5. Laut der engl. Wikipedia ist das Zitat allerdings falsch. „A radio transmission by Lovell, ‚Houston, we’ve had a problem‘, has become widely misquoted in popular culture as, ‚Houston, we have a problem‘.“ Wusste ich auch nicht. [Quelle] []
  6. Oder „Wir hatten ein Problem…“ []
  7. Ein Kommentar zum Plakat war schließlich: „Ach, haben sich die Grünen endlich selbst auf den Mond geschossen?“ []
  8. Auf einen Schreibfehler hab ich sie hingewiesen, in der URL ist er aber noch zu finden. Auf das Jahr sollen sie selbst achten. []
  9. Gut, wahrscheinlich will die GHG damit nur symbolisieren, wie dringend die Angelegenheit ist…oder so… []

6 Gedanken zu „Grüne Mars…äh…Mondmenschen (Update!)“

  1. Zur Verwendung des Missionslogos in abgewandelter Form wäre noch zu sagen, dass die NASA-Logos zwar per defitionem Public Domain sind (weil von einer Regierungsbehörde erstellt), sie aber dennoch nicht frei verwendbar sind, wie ein Blick auf Wikipedia zeigt. Dort steht unter den Warnings: „Use of NASA logos, insignia and emblems are restricted per US law 14 CFR 1221.“ Macht man sich die Mühe und liest sich das verlinkte Dokument durch, stößt man auf folgenden, recht langen Satz: „The NASA Seal, the NASA Insignia, NASA Logotype, NASA Program Identifiers, the NASA Flags, and the Agency’s Unified Visual Communications System, as prescribed in Sec. 1221.102 through Sec. 1221.108 of this subpart, shall be used exclusively to represent NASA, its programs, projects, functions, activities, or elements.“ Und weiter: „The use of the devices prescribed in this section for any purpose other than as authorized by this subpart is prohibited.“

    Na, wer schreibt ne Mail?

  2. „Auf das Jahr sollen sie selbst achten.“
    Das ist ja richtig anspruchsvoll… Danke für den (doch gegebenen;) Hinweis.
    Die Hände gehen nicht zu einem TNGf.-Communicator, vielmehr ist es eine patriotische Geste, vergleichbar mit einer typischen Bewegung während des Abspielens mancher Nationalhymnen.

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