Spurensuche

Zwischendurch suche ich für meine Mutter nach Spuren ihres Bruders und meines Namensgebers. Claus-Dieter Dittmer war Matrose und ist irgendwann auf See geblieben. Dank Google Maps konnte meine Mutter wenigstens mal eine Visualisierung der Stelle an der der Sturm das Unglück brachte bekommen.

Die Segen der modernen Technik sind schon ganz nett, oder? Bei allen anderen Suchen hatte ich bloß leider bisher weniger Erfolg. Da ich nicht ständig wieder bei 0 anfangen will und natürlich um die Chancen zu steigern etwas zu finden, protokolliere ich hier mal, was ich so gefunden habe.

Claus-Dieter Dittmer selbst sah wie folgt aus:

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Aus seinem Seefahrtsbuch gehen folgende Schiffe und Zeiten hervor:

  • Hertha Engeline Fritzen: 12.05.53 – 14.12.53
  • „Anna“: 2812.53 – 24.08.54
  • „Heinrich Lorenz“: 04.09.54 -13.11.54
  • „Stadt Leer“: 26.11.54 – 21.05.55
  • „Martha Hendr. Fisser“: 03.06.55 – 19.3.56
  • „Thor“: 10.04.56 – 04.02.57
  • „Joachim Schulte“: ?.?.1957 – 19.8.58
  • „Lucie Schulte“: 19.09.58 – 30.07.59
  • „Ilse Schulte“: 06.10.59 – 18.11.60
  • „Maria Anna Schulte“: 04.02.61 – Unfall 29.09.61 (Kapitän W. Gramberger)

Aufgeschlüsselt nach Jahren:

  • 1953: Hertha Engeline Fritzen, Anna
  • 1954: Anna, Heinrich Lorenz, Stadt Leer
  • 1955: Stadt Leer, Martha Hendr. Fisser
  • 1956: Martha Hendr. Fisser, Thor
  • 1957: Thor, Joachim Schulte
  • 1958: Joachim Schulte, Lucie Schulte
  • 1959: Lucie Schulte, Ilse Schulte
  • 1960: Ilse Schulte
  • 1961: Maria Anna Schulte

Zu den Schiffen findet man ab und an Bilder im Internet. Nachfolgend wiedergegeben, mit Angabe der Quelle. Sollte eine Darstellung auf dieser Seite von den Inhabern der Bilder nicht gewünscht sein, so bitte ich mich darüber zu informieren. Die Bilder werden dann entfernt.

Hertha Engeline Fritzen (Quelle Freunde der Seefahrt e.V.):

hertaengelinefritzen

Weitere Informationen zum Schiff (Quelle Hans-Jörg Pust, dort auch ein weiteres Bild des Schiffes):

M/S „Herta Engeline Fritzen“

Rufz.: DCWE, 10.000 tdw, 4000 PS, 12 KTS, 4.9.51 in Dienst, Juli 1964 als „Eastern Meteor“ nach Manila, 1977 als „NEW MAN FU“ nach Panama, 1978 umbenannt in „Char Cheng“. April 1981 Abbruch in Kaohsiung.

Anna (Quelle „Seeleute im Internet“):

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Weitere Informationen, ebenfalls von o.g. Quelle:

Hier die „Christa Juls“
Gebaut als „Anna“ 1931 N.V. Werf Vooruit,Enkhuizen als Binnenschiff.
ab 1934 in Seeschiffsregister in Haren eingetragen für Johann Gerdes aus Haren/Ems.
38,43m x 6,03m x 2,60 Tiefgang.
202 BRT/285 tdw.
MaK 110 Kw. 8,0 Knoten.
1965 an H. Juls, Oberndorf/Oste um in „Christa Juls“
1984 an Klaus Juls Oberndorf, später Kappeln k.N.
1987 an Eisen und Metall AG, Hamburg um in „Bos´n“
1988 an Horst Labuschewski, Hamburg um in „Bosun“ Belize Flagge.
13.10.1989 in Hamburg aufgelegt.
22.02.1990 lag das Schiff bei der Scheel & Jönk Werft in Harburg auf nun verkauft nach Harlingen,das Schiff wurde ins Niederländische Binnenschiffsregister eingetragen.
1992 nach Amsterdam verkauft an ungenannte Eigner.

MS Heinrich Lorenz (Quelle „Seeleute im Internet“):

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Stadt Leer (bisher keine Informationen)

Martha Hendr. Fisser (Wikipedia) (Quelle Freunde der Seefahrt e.V.)

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Thor (wahrscheinlich dieses hier, Quelle „Seereederei-frigga.de„):

Dreifach-Expansionsmaschine von McColl Pollock Ltd., Sunderland Bauwerft: C. Hill & Sons, Bristol als Bau Nr. 127.
Abgeliefert im Juni 1918 als „War Musket“ an The Shipping Controller, London, bereedert von Allen, Adams & Co. Ltd., London.
Verkauft 1919 an Societé Transoceanique de Transportation, Anvers und umgetauft in „Sierra Leone“.
1920 weiterverkauft an S. de Cabotage Int., Anvers.
1924 an Credit Foncier d’Algerie et de Tunisie, Paris.
1925 an Union Industrielles et Maritime, Rouen und umbenannt in „Janine“.
Im Oktober 1948 geht das Schiff dann an die dänische Rederei AS Trampservice in Kopenhagen.
Die Seereederei „Frigga“ kauft das Schiff im März 1950 und benennt es in „Thor“ um.
Am 22.02.1958 wird der alte Dampfer dann von Emden nach Bremerhaven geschleppt zur Abwrackung durch Eisen & Metall AG, Lehr & Co.

MS Joachim Schulte (Quelle Freunde der Seefahrt e.V.):

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Ich bin mir nicht ganz sicher, ob ich das richtige Schiff erwischt habe. Denn auf dieser Seite steht:

MS „Heinrich Schulte“; Ab Juni 1963 MS „Joachim Schulte“

und das abgebildete Schiff bei „Opa Eddi“ dürfte das oben abgebildete sein. Nach dem Auszug aus dem Seefahrtsbuch hieß das Schiff aber schon 1957 „Joachim Schulte“.

Lucie Schulte (Bisher keine Informationen)

MS Ilse Schulte (Quelle Freunde der Seefahrt e.V.):

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MS Maria Anna Schulte (Quelle „Seeleute im Internet„) (Bild):

Die “Maria Anna Schulte“ war ein Schwesterschiff der “Elise Schulte“, ist zuletzt als “Lucky Virgin“ für Federal Steamship Line Corp. unter Panama Flagge gefahren, wurde 1987 aus dem Register gestrichen, Schicksal unbekannt.

Das Schiff lief auch als:

“Tehonga“
“Byzantine Eagle“
“Eagle“ unter griechischer Flagge.

Außerdem finden sich beim Hamburger Abendblatt verschiedene Einträge, die mit einzelnen Schiffen zu tun haben. Nur beispielsweise die Einträge zur „Maria Anna Schulte“.

Nr. 298 vom 23.12.1957, Seite 11:

Die Werft Schulte & Bruns in Emden liefert heute das 1870 BRT große Frachtmotorschiff „Maria Anna Schulte“ an ihre Muttergesellschaft, die Reederei Schulte & Bruns in Emden, ab. Der Neubau ist 74 m zwischen den Loten lang, 12 m breit und trägt bei 6 m Tiefgang als Volldecker 3000 t. Seine drei Laderäume fassen 140 000 cbf Schüttgut. Ein achtern aufgestellter 1500 PS leistender MAN-Dlesel mit Aufladung ermöglicht 12 Knoten Oeschindigkeit. Unter der Baunummer 192 ist ein Schwesterschiff, ebenfalls für eigene Rechnung, In Bau.

Nr. 92 vom 20.04.1960, Seite 18:

Schiffahrt- und Luftfahrtmosaik

Rekordzeit nach Frankfurt

In der Rekordzeit von 6 Stunden und 18 Minuten hat eine Boeing 707 Intercontinental der Deutschen Lufthansa die über 6000 Kilometer lange Strecke von New York nach Frankfurt am Main im Nonstopflug zurückgelegt. Wie die Lufthansa mitteilte, lag die bisherige Rekordzeit für diese Flugstrecke bei knapp sieben Stunden.

6 deutsche Frachter gechartert

Mit vier gecharterten deutschen Frachtern verstärkt die Canadian Pacific Steamships Ltd. in dieser Saison ihren Große Seen-Dienst von Nordeuropa. Von Liverpool aus verkehren die MS „Hermann Schulte“ und „Erika Schulte“ mit je 30O0 tdw und von London sowie Antwerpen die MS „Elise Schulte“ und

„Maria Anna Schulte“ (je 2700 tdw). Bei genügendem Ladungsangebot sollen deren Abfahrten auch auf Hamburg, Rotterdam und Le Havre ausgedehnt werden. Als Ersatz für zwei verkaufte Frachter hat die Canadian Pacific außerdem für ihren Ostkanada-Kontinentdienst die beiden deutschen 14-kn-Motorfrachter „Ludolf Oldendorff“ (4550 tdw) und „Dora Oldendorff“ (4478 tdw) gechartert. Von polnischen Seehäfen aus wurden im Februar 1960 insgesamt 1 371 000 Tonnen Güter umgeschlagen. Das entspricht einer Steigerung von 45 Prozent gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. Die Einzelzahlen lauten für Stettin 601 000 t, Gdingen 432 000 t und Danzig 338 000 t.

Zum Unglück:

  • Über Bord gespült am 29.09.1961
  • Das Seefahrtsbuch wurde am 11. Mai 1962 geschlossen

UPDATE: Aus diesem Eintrag:

Im Zuge der Recherche zum Bruder meiner Mutter hat sich mittlerweile so einiges ergeben. Ich hatte eine Anfrage bei den „Freunden der Seefahrt“ in Emden gestellt. Ich hatte gefragt, ob es dort evtl. noch Informationen zu Claus-Dieter Dittmer geben würde, bzw. Informationen zu den Schiffen, dem Unglück usw. Der 1. Vorsitzende Helmut Tjardes versprach, sich bei meiner Mutter zu melden und das tat er dann auch tatsächlich. So ergab sich, dass der 2. Vorsitzende Ernst Richter seiner Zeit als Koch mit meinem Onkel gefahren ist. Über seine Zeit als Koch auf See hat er sogar ein Buch geschrieben und in diesem Buch ist wohl auch mind. eine Fahrt beschrieben, die er zusammen mit Claus-Dieter begangen hat. Dies alles erfuhren meine Mutter, die Praktikantin und ich, als wir den Freunden der Seefahrt in ihrem Museum in Emden einen Besuch abstatteten. Herr Richter hatte Kopien verschiedener Fotos dabei und auf ein oder zwei war wohl auch mein Onkel zu sehen. Wird auf den Originalen nochmal genauer betrachtet. Zwischen vielen Erinnerungen, vor allem über die Mitbringsel von verschiedenen Reisen (über ein besonderes Tablett berichte ich später noch), kamen wir auch dazu alte Bücher mit Unfallmeldungen zu durchsuchen.

Diese Bücher sollten zerstört werden, wurden dann aber von den Seefahrtsfreunden gerettet.

Unfallregister. Freunde der Seefahrt Emden (Anklicken für größere Ansicht)
Unfallregister. Freunde der Seefahrt Emden (Anklicken für größere Ansicht)

Nach ein bisschen Sucherei, bei der übrigens ich den Eintrag gefunden habe, fanden wir den Eintrag zu Claus-Dieter Dittmer.

Eintrag im Unfallbuch Dittmer (Anklicken für größere Ansicht)
Eintrag im Unfallbuch Dittmer (Anklicken für größere Ansicht)

Zwischen den Erinnerungen und weiterem Gedankenaustausch hörte ich ab und an meine Mutter ungefähr folgendes sagen: „Das Tablett haben wir sogar noch!“. Nun, wenn irgendwas noch vorhanden ist, dann will ich das gefälligst auch sehen und als wir wieder in Aurich waren, zeigte mir meine Mutter eben dieses Tablett. Ich erinnerte mich sogar noch daran, denn früher hing das bei uns an der Wand.

Tablett Südamerika (Klicken für größere Ansicht)
Tablett Südamerika (Klicken für größere Ansicht)

Auf dem Tablett sieht man eine „Karte“ von Südamerika: Name, Form und Flaggen der Länder, das ganze schön bunt und schillernd. 1960 lief die „Ilse Schulte“ Rio de Janeiro an und dort kauften sich wahrscheinlich die meisten Besatzungsmitglieder dieses Tablett. Ernst Richter hat wohl auch noch so eins. Neben dem Umstand, dass es sich dabei um ein Zeugnis für das Leben meines Onkels handelt, ist an diesem Ding noch etwas interessant. Die vielen bunten Farben kommen nämlich nicht von ungefähr, sondern stammen von den vielen Schmetterlingsflügeln, die hinter dem Glas und der „Maske“ angebracht sind. Nach so etwas wie Artenschutz fragt man da lieber erst gar nicht.

Tablett mit Schmetterlingsflügeln 1 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 1 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 2 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 2 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 3 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 3 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 4 (Anklicken für größere Ansicht)
Tablett mit Schmetterlingsflügeln 4 (Anklicken für größere Ansicht)

Meine lepidopterologischen1 Kenntnisse reichen allerdings nicht aus zu bestimmen, von welchen Schmetterlingen diese Flügel stammen. Das Tablett hängt aber unter anderem wegen dem Massenmord an Schmetterlingen nicht mehr an der Wand2 , aber zum Wegwerfen ist es dann auch zu schade.

In Sachen Schmuggel war mein Onkel wohl so oder so recht begabt. Sogar einen Spitz schmuggelte er dereinst aus Afrika nach Deutschland.

Zum Ende noch ein Foto vom letzten Eintrag im Seefahrtsbuch:

Seefahrtsbuch (geschlossen) von Claus-Dieter Dittmer (Anklicken für größere Ansicht)
Seefahrtsbuch (geschlossen) von Claus-Dieter Dittmer (Anklicken für größere Ansicht)

Demnächst werde ich, sobald ich sie erhalten habe, mal weitere Fotos hier reinstellen. Die eine oder andere Geschichte gibt es sicher auch noch zu erzählen.

  1. Ja, ich hab das Wort nachgeschlagen. []
  2. Und weil es einfach schrecklich kitschig ist. []

10 Gedanken zu „Spurensuche“

  1. Die Abbildung Des Schiffes Maria-Anna -Schulte ist nicht richtig.Ich fur auf der Maria-Anna_Schulte unter Kapitän Gramberger 1963.
    Unterscheidungssignal DGIX

    Unterscheidungssignal DCI Heimathafen Emden BRT 1896

    Mit freundlichen Grüßen Wilhelm Thelemann

  2. MS “Heinrich Schulte”; Ab Juni 1963 MS “Joachim Schulte
    Weil die Heinrich schulte umgebaut wurde. ( verlängert) und dann einen neuen Namen bekamm Jochim Schulte ein Jahr später wurde die neue Heinrich Schulte im Dinst gestellt.
    lg

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