Die Sache mit den Liedtexten

Musik gehört ja für mich ungefähr so sehr zum Leben wie das Atmen. Dabei muss ich zugeben, dass ich zwar Lieder auch nach den Melodien und der „Kunstfertigkeit“ beurteile, aber ansonsten ein ziemlicher „Textfetischist“ bin. Rein instrumentale Stücke mag ich, bis auf einige Ausnahmen, fast gar nicht. Früher gab es nichts schöneres für mich, als die Texte der Lieder auswendig zu lernen, die ich am Liebsten mochte. Irgendwann ging es dann los, dass ich auch anfing über die Texte, die ich da (meistens recht schief) vor mich hin sang, nachzudenken. Dies lohnt sich bei Leibe nicht bei allen Liedtexten und manche sind auch einfach deswegen schön, weil kein tieferer Sinn von ihnen ausgeht.

Merkwürdig finde ich es allerdings, wenn ich irgendwelche Leute sehe, die voller Inbrunst einen Text vor sich hin singen, aber auf die Frage worum es geht nur mit einem Achselzucken reagieren können. Sehr beliebt in dieser Beziehung war eine ganze Zeit lang Papa Roach mit „Last Resort“. Wenn da so ein rosa H&M-Girlie vor einem rumspringt und bei „I cut my arms bleeding“ voll mit singt, dann muss ich einfach fragen, ob sie denn wisse, was der Mensch da singt. Meistens bekam ich keine Antwort oder ein „Ne, wiesooooo?“. Na, danke.

Liedtexte zu verstehen ist natürlich kein Zwang, aber irgendwie hilft es einem doch, oder? Und dies auch in „aktuellen“ Debatten. Ich musste ja schon schmunzeln, wenn es um „Porno-Rap“ geht. Frank Zappa mit „Bobby Brown“ wird auch im Radio gespielt und Inner Circle mit „I’m gonna make you sweat“ lief auch früher hoch und runter. Letzteres ist nicht so explizit, aber nun. Ich schrieb es auch schonmal, auch, wenn ich bis heute nicht dazu gekommen bin mir das „Feuchtgebiete“ Hörbuch weiter anzuhören. Sobald die Texte auf deutsch oder auf einer Sprache, die die Interpreten für deutsch halten, sind, stören sich „die Leute“ scheinbar dran. Englisch versteht ja echt keiner. Beste Beispiele hierfür sind wohl Die Fantastischen Vier mit „Saft“ und Falco mit „Jeanny“. Wobei viele Jugendliche die angesprochenen Lieder eh nicht mehr kennen. Als ich im Praktikum in einer 10. Klasse mal Jeanny angesprochen habe, habe ich nur fragende Gesichter geerntet. So schnell verschwinden Skandale, die die Republik „erschüttert“ haben. Dabei hatte zumindest Jeanny mehr „Inhalt“, als ich den meisten deutschen Gangsta-Rappern heutzutage zutraue.

Natürlich lernt man auch nie aus, was die Hintergründe von einzelnen Liedtexten angeht. So habe ich vor kurzem erst erfahren, worauf sich „I don’t like Mondays“ von den Boomtown Rats gründet:

Inspiriert wurden sie durch den Ausspruch der 16-jährigen Brenda Ann Spencer, die am 29. Januar 1979, einem Montag, aus dem Fenster ihres Schlafzimmers auf dem gegenüberliegenden Schulhof der Grover Cleveland Elementary School in San Diego den Schulleiter und den Hausmeister mit einem halbautomatischen Gewehr tötete und einen Polizisten und acht Schüler verletzte. Als Begründung für ihre Tat gab sie einem Journalisten am Telefon und der Polizei bei der Verhaftung die Antwort: „I don’t like Mondays. This livens up the day.“ (Ich mag keine Montage. Das belebt den Tag.)

Quelle: Wikipedia

Warum ich das alles eigentlich schreibe? Relativ einfach. Ich höre gerade mal wieder meine Irish-Folk Sammlung durch und dabei ist mir aufgefallen, dass ich die Hintergründe für viele der Lieder gar nicht so genau kenne. Gerade bei den Rebellenliedern ist das so. Ich weiß zwar, worum es in „Black ’n‘ Tans“ geht und auch, ebenso was mir „Sunday Bloody Sunday“ (nicht das von U2) sagen will. Aber wann und warum war das Verbot um das es in „Wearing of the Green“ geht? Oder wer waren die „bold Fenian Men“? Ich muss wohl mal wieder Wikipedia wälzen. Oder kennt zufällig jemand ein schönes Buch über Irish Rebel Songs? Hab ja eh bald Geburtstag…

3 Gedanken zu „Die Sache mit den Liedtexten“

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