Nicht jeder ist ein wirklicher Freund von Kritik, so mancher fürchtet sich auch sicherlich berechtigt vor Kritik. Also was tun? Bisher sind mir hier an der Uni verschiedene Arten untergekommen, mit Kritik umzugehen: Entweder man nimmt sie an und setzt sich mit ihr auseinander oder man sagt einfach Ja und Amen (alternativ gar nichts) und lässt die Kritik links liegen. Was allerdings neu ist, ist die, zumeist unterschwellig übermittelte, Botschaft, dass Kritik so ganz und gar nicht erwünscht ist.
Wer solche Botschaften vermittelt? Sicherlich der eine oder andere Student. Studenten sind ja auch (meistens) noch relativ jung und müssen noch lernen, wie positiv konstruktive Kritik doch sein kann. Dozenten, egal ob männlich oder weiblich, sollten diese Erkenntnis aber schon erlangt haben, oder? Tjoaaaaa, falsch gedacht würde ich mal sagen. Dem einen oder anderem Teil des „Lehrkörpers“ scheint es nämlich ganz und gar nicht recht zu sein, dass sich Studenten in Kritik üben. Dabei geht es noch nicht einmal so häufig um Kritik am entsprechenden Dozenten, sondern um Kritik am BA/MA-System, dem deutschen Staate oder auch einfach nur um Kritik an der Uni. Vielleicht denkt diese Art der Lehrkraft ja auch, dass Studenten eh alle absolut unfähig und unwissend sind, vielleicht denken sie auch gar nicht, keine Ahnung.
Was aber tun mit solchen Menschen? Die unterschwelligen Botschaften ignorieren und Kritik genau dann üben, wenn man es für richtig hält und die Kritik durchaus angebracht ist? Es einfach ignorieren und sich denken: „Bin eh bald fertig, bald bin ich hier weg, was geht mich das an“? Ich würde ja dazu tendieren die Kritik zu üben, wenn ich es für richtig halte. Andere ignorieren so ein „absonderliches“ Dozentenverhalten lieber oder kuschen sogar vor dem „übermächtigen“ Dozenten. Feiglinge und Drückeberger? Wohl kaum. Die oft vorgebrachte Position: „Ich kritisier XYZ nicht, da kann XYZ gar nicht drauf und ich muss noch wichtige Prüfungen bei XYZ ablegen, die will ich mir nicht versauen!“, ist durchaus nachvollziehbar und für realistisch halte ich sie bis zu einem gewissen Grade auch? Wer glaubt schon, dass ein Dozent, der Kritik (egal ob offensichtlich oder unterschwellig) „verbietet“ sich nach Durchsetzung der Meinungsfreiheit noch daran „erinnert“, wie man fair bewertet? Natürlich, es gibt Mittel und Wege Prüfungen anzuzweifeln und manchmal kann man die Prüfung auch von jemand anderem abnehmen lassen, aber immer geht dies nicht und manchmal (oder oft genug, vielleicht sogar zu oft?) überwiegt ein erfolgreiches Studium halt solche Dinge, wie Grundrechte und so.
Auch wenn es nicht so klingt, ich mache keinem Studenten und keiner Studentin einen Vorwurf, der oder die so handelt. Nur traurig ist es schon, wenn die „geistige Elite“ von Personen ausgebildet wird, die gewisse grundlegende Dinge nicht verstanden haben. Menschen können sich ab einem gewissen Alter nicht mehr ändern, das weiß ich. Deswegen habe ich auch noch halbwegs Verständnis, wenn man sich Kritik an der eigen Person verbittet. Nicht viel Verständnis, aber immerhin ein bisschen. Aber wenn man sich auch Kritik am Bildungssystem oder an Organisationen wie der Universität verbittet, dann fehlt mir jegliches Verständnis. Universitäten und andere Systeme können und müssen permanent kritisch betrachtet und bei Bedarf verändert werden. Preußisches Verharren und Beharren bringt kaum jemandem etwas, außer vielleicht der trügerischen Illusion, dass alles doch halbwegs in Ordnung ist.
Bleibt die Frage, ob man nun auf seinem Recht bestehen soll oder ob man es lieber nicht darauf anlegt. Ich weiß so recht keine Antwort, denn zu groß ist die Gefahr sich im Kampf gegen Windmühlen zu verlieren.